„Kalt und kinderfeindlich!“ – Die größte Sorge der Deutschen zum Jahreswechsel 

Forschung aktuell, 202

27. Dezember 2007

Dowload Beitrag als PDF

(inkl. Grafiken wenn vorhanden)

„Kalt und kinderfeindlich!“ – Die größte Sorge der Deutschen zum Jahreswechsel

Im europäischen Vergleich weist Deutschland die höchsten Problemwerte auf

Ganz persönlich sehnen sich die Deutschen 2008 nach Vertrauen, Geborgenheit und menschlicher Wärme. In der öffentlichen Wahrnehmung aber sehen sie sich immer mehr mit Vernachlässigung, Verwahrlosung und Versäumnissen in der Kindererziehung konfrontiert. Nur auf den ersten Blick können überforderte Mütter oder erziehungsunfähige Eltern als ein Problem von Unterschichten erklärt werden. In Wirklichkeit spiegelt sich hier die Hilflosigkeit einer Gesellschaft wider, in der soziale Schichten und ganze Stadtteile auseinander zu driften drohen und immer mehr neben- als miteinander wohnen und leben. Der Anteil der Bevölkerung, der „Kinderfeindlichkeit als größte Zukunftssorge“ bezeichnet, hat sich in den letzten acht Jahren fast verdoppelt (1999: 22% – 2003: 33% – 2007: 40%). Noch dramatischer wird die allgemeine Ausbreitung von „sozialer Kälte“ in Deutschland eingeschätzt (1999: 42% – 2003: 52% – 2007: 58%). Dies geht aus Repräsentativumfragen hervor, in denen die BAT Stiftung für Zukunftsfragen (ehemals BAT Freizeit-Forschungsinstitut) jeweils 2.000 Personen ab 14 Jahren in Deutschland nach ihren Zukunftssorgen befragt hat.

„Eine Eiszeit in den mitmenschlichen Beziehungen können wir uns nicht leisten. Wir brauchen eine Verantwortungsgesellschaft, in der man wieder mehr Verantwortung für einander trägt“, so Professor Dr. Horst W. Opaschowski, der Wissenschaftliche Leiter der BAT Stiftung. Die aktuellen Geschehnisse der letzten Zeit um die Verwahrlosung von Kindern stellen nach Ansicht des Zukunftsforschers keine zufällige Augenblicksaufnahme dar: „Die Vorgänge deuten auf einen grundlegenden sozialen Klimawandel in Deutschland hin. Kinderfreundlichkeit und menschliche Wärme gehen in kinderarmen Zeiten zusehends verloren.“

Aktuelle Repräsentativumfragen der BAT Stiftung von 11.000 Personen in neun europäischen Ländern weisen zudem nach, dass Deutschland die Problemliste „anführt“. Im Vergleich zu Frankreich, Schweiz, Finnland, Italien, Großbritannien, Russland, Belgien und Ungarn klagt die deutsche Bevölkerung am meisten über kinderfeindliche Tendenzen und soziale Kälte im eigenen Land (z.B. Kinderfeindlichkeit in Ungarn: 15% – in Deutschland: 40% oder: Soziale Kälte in Italien: 24% – in Deutschland 58%). Solche Einschätzungen spiegeln gleichermaßen Stimmungen und Strukturen, Lebensgefühle und Lebenslagen in einem Land wider.

Professor Opaschowski: „Hilfsbereitschaft und Hilfeleistung werden immer bedeutsamer, was auch erklärt, dass ‚die guten Nachbarn’ in Deutschland wiederentdeckt und Hausgemeinschaften zu ‚Wahlverwandtschaften’ werden, die sich gegenseitig stützen und unterstützen. Und mancher Freundeskreis entwickelt sich nicht selten zur ‚zweiten Familie’. So kann die weitere Ausbreitung von Kinderfeindlichkeit und menschlicher Kälte verhindert werden.“ Statt also nur danach zu fragen, was der Staat versäumt hat, fühlen sich viele Bürger vor Ort selbst für das Gemeinwohl und Gemeinwesen verantwortlich. Dazu gehört vor allem das Wohl der Kinder, ohne das unsere Gesellschaft keine Zukunft hat. Ob Singles, Kinderlose oder Kleinfamilien: Sie alle sind selbst einmal Kinder gewesen.

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
guels@zukunftsfragen.de

Beitrag teilen:

Ähnliche Beiträge

  • Forschung aktuell, 307

    1. November 2024

  • Forschung aktuell, 306

    27. August 2024

  • Forschung aktuell, 305

    15. August 2024

  • Forschung aktuell, 304

    30. April 2024

  • Tourismusanalyse 2024

    6. Februar 2024

  • Forschung aktuell, 302

    26. Dezember 2023

  • Forschung aktuell, 301

    5. September 2023

  • Forschung aktuell, 300

    8. Mai 2023

  • Tourismusanalyse 2023

    7. Februar 2023

  • Forschung aktuell, 299

    29. Dezember 2022

  • Forschung aktuell, 298

    10. November 2022

  • Forschung aktuell, 297

    20. September 2022