Angehörigenpflege als Antwort auf den Pflegenotstand
Chart der Woche, 2023-KW48
30. November 2023
Ergebnis
Die Pflege von Angehörigen hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. So hat sich innerhalb von fünf Jahren der Anteil der Bundesbürger, die angeben, regelmäßig (wenigstens einmal in der Woche) Angehörige zu pflegen, von sieben auf 14 Prozent verdoppelt. Die Art der Pflege reicht hierbei von der medizinischen Versorgung, über Einkäufe, Transport und andere alltägliche Aufgaben, bis hin zur Unterstützung bei individuellen Herausforderungen.
Gründe
Es gibt mehrere Faktoren, durch welche der Anstieg in der Angehörigenpflege beeinflusst wird, u.a.:
- Demografische Veränderungen: Allein in den letzten fünf Jahren hat sich der Anteil von über 80 – Jährigen in Deutschland um rund 700.000 erhöht. Mit einer immer höheren Anzahl älterer Bürger steigt auch die Notwendigkeit von Pflege innerhalb der Familien.
- Pflegenotstand und Fachkräftemangel: In Deutschland, genauso wie in vielen anderen Ländern, besteht ein akuter Mangel an qualifizierten Pflegefachkräften. Dieser Pflegenotstand führt dazu, dass Familien oft keine angemessene professionelle Pflege für ihre Angehörigen finden und diese daher in die eigenen Hände nehmen (müssen).
- Fehlende Alters- / Pflegeheimplätze: Die durchschnittliche Wartezeit auf einen Heimplatz beträgt aktuell 1,5 Jahre. Viele Angehörige sind allerdings auf sofortige Unterstützung angewiesen.
- Kosten: Die Pflege in einem Altersheim oder durch ambulante Pflegedienste ist mitunter teuer. Diese Kosten können sich viele Familien nicht leisten und übernehmen Aufgaben selbst.
- Eigener Wunsch: Viele Bürgen möchten ihre Angehörigen in der vertrauten Umgebung ihres eigenen Zuhauses unterstützen, oder deren Wunsch daheim wohnen zu bleiben, nachkommen.
Prognose
Die wachsende Anzahl pflegender Angehöriger verdeutlicht ihre zunehmende Notwendigkeit und betont gleichzeitig die steigende Bedeutung sozialer Netzwerke. Ohne die Unterstützung anderer wird das Leben vieler Bundesbürger in Zukunft beschwerlicher und herausfordernder sein. Kinderlosigkeit und die Versingelung in der Gesellschaft werden dabei die Bedeutung von Wahlverwandtschaften stärken. In Zukunft werden nicht nur Verwandte Hilfe leisten, sondern immer häufiger auch Freunde, Bekannte, Nachbarn oder Kollegen. Das Prinzip „Ich helfe dir, damit auch mir später geholfen wird“, wird somit zu einem Antrieb für mehr Solidarität und Gemeinschaft führen.