Warum die Zukunft weiblicher wird
Chart der Woche, 2024-KW26
27. Juni 2024
Ergebnis
71 Prozent der Deutschen sehen Männer in der Pflicht, mehr familiäre Verantwortung zu übernehmen und ihren Beruf besser mit ihrer Familie zu vereinbaren. Bei den Frauen sind es sogar drei Viertel, die dieser Aussage zustimmen, während es bei den Männern immerhin zwei Drittel sind. Im Zeitvergleich zeigt sich dabei eine deutliche Steigerung, denn 2011 waren lediglich 43 Prozent dieser Auffassung. Die Zahlen verdeutlichen einen klaren gesellschaftlichen Konsens: Die Rollenbilder und Verantwortungen innerhalb der Familie müssen sich weiterentwickeln, um so den Anforderungen und Wünschen der modernen Gesellschaft besser gerecht zu werden. Das Ergebnis ist dabei nicht nur ein Indikator für eine sich verändernde Wahrnehmung von Geschlechterrollen innerhalb der Gesellschaft, sondern auch ein Signal für politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger, bessere Strukturen und Unterstützungssysteme zu schaffen.
Gründe
Viele Frauen jonglieren zwischen Beruf und Familie und erleben dadurch eine hohe Belastung. Auf der anderen Seite sehen sich Männer ebenfalls vor neuen Herausforderungen. Die traditionelle Rolle des Alleinversorgers wird zunehmend hinterfragt und viele Männer wünschen sich aktivere Vaterrollen. Ein weiterer Grund ist die steigende Anerkennung der Wichtigkeit von einer ausgewogenen Balance zwischen Arbeits- und Nichtarbeitszeit. In einer immer schneller werdenden Welt, suchen beide Geschlechter nach Möglichkeiten, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Diese Suche nach Balance und der Wunsch nach mehr gemeinsamer Familienzeit sind starke Treiber für die Forderung nach einem Umdenken in der Verteilung der familiären Aufgaben.
Neben der Forderung der Bürger nach einer ausgewogeneren Aufgabenverteilung spricht auch wirtschaftlich einiges dafür, die Potenziale von Frauen verstärkt in der Arbeitswelt zu nutzen. Beispiel Bildung: Frauen erzielen bei allen Schulabschlüssen bessere Ergebnisse als Männer. Der Anteil von Abiturientinnen lag zuletzt bei 54 Prozent und aktuell studieren mehr Frauen als Männer (1990 waren lediglich 39 Prozent der Studierenden weiblich). Frauen haben demnach bessere akademischen Grundlagen für anspruchsvolle Berufe und sollten daher eine tragende Rolle in der Arbeitswelt einnehmen.
Prognose
Die Zukunft wird zweifellos durch eine fortschreitende Gleichberechtigung geprägt sein. Im Bereich der Wirtschaft sind bereits positive Entwicklungen zu verzeichnen, gleichzeitig muss in Zukunft weiter konsequent die Gleichberechtigung gefördert werden. So hat sich der Anteil von Frauen in Führungspositionen seit 1991 von fünf auf 29 Prozent versechsfacht, liegt jedoch immer noch unter dem EU-Durchschnitt von 35 Prozent. Zudem hat sich in den letzten zehn Jahren der Gender Pay Gap verbessert, jedoch besteht immer noch ein Gehaltsunterschied von sechs Prozent bei gleicher Position und Qualifikation. Auch haben Frauen in Deutschland aktuell eine Erwerbsquote von 75 Prozent und damit eine der höchsten in Europa, jedoch arbeiten über zwei Drittel aller Mütter in Teilzeit, während nicht einmal jeder zehnte Vater dieses tun. Unternehmen werden entsprechend umdenken und bessere Voraussetzungen schaffen, um das Potenzial von weiblichen Mitarbeitenden besser zu nutzen, auch um so dem Fachkräftemangel zu begegnen.
Langfristig wird dieses dann zu einer Gesellschaft führen, in der die Geschlechterrollen nicht mehr starr definiert sind und beide Elternteile gleichermaßen in der Lage sind, ihre beruflichen und familiären Verpflichtungen (sowie Wünsche) zu erfüllen.