Wo die Deutschen sparen, wenn das Geld knapp wird
Chart der Woche, 2024-KW33
15. August 2024
Ergebnis
Das Sparverhalten der Bundesbürger hat sich in den letzten zehn Jahren verändert. Aktuell sind etwa zwei Drittel der Befragten bereit, bei Ausgaben für Freizeitaktivitäten wie Restaurant- oder Theaterbesuche zu sparen, während es 2014 noch fünf Prozentpunkte mehr waren. Besonders gestiegen ist dagegen die Sparbereitschaft im Bereich Mode, in dem gegenwärtig mehr als jeder Zweite Einschnitte vornehmen würde – vor zehn Jahren waren es „lediglich“ 40 Prozent. Im Bereich rund um Urlaub und Wochenendausflüge sank hingegen die Bereitschaft deutlich. Ebenfalls merklich seltener wollen sich die Bundesbürger bei ihrer Smartphone- oder Streamingnutzung einschränken. Fast verdoppelt hat sich dafür die Sparbereitschaft bei der Ernährung, wohingegen nur noch etwa halb so viele bei der Altersvorsorge sparen würden.
Gründe
Die Priorisierung der Bundesbürger verdeutlicht wie wichtig bestimmte Bereiche für das gegenwärtige, individuelle Sicherheitsgefühl und die Grundversorgung der Bürger sind. Freizeitaktivitäten wie Ausgehen und Reisen oder auch Kleidung und Accessoires sind Luxusgüter, die in wirtschaftlich angespannten Zeiten als verzichtbar gelten. Dagegen zeigt die geringe Bereitschaft bei Energiekosten, Wohnkosten oder der Altersvorsorge zu sparen, wie sehr diese Ausgaben als unerlässlich für das tägliche Leben und die persönliche Sicherheit betrachtet werden.
Gleichzeitig offenbart der Zeitvergleich jedoch auch eine Verschiebung der Prioritäten. Die gestiegene Bereitschaft bei Modeausgaben zu sparen, kann durch eine zunehmende Sensibilität für Nachhaltigkeit und bewussten Konsum erklärt werden. Dagegen bleiben Urlaub und Wochenendtrips für viele von zentraler Bedeutung für die eigene Lebensqualität, auf die auch in gefühlten Krisenzeiten nur ungern verzichtet wird. Die gestiegene Sparbereitschaft bei der Altersvorsorge verdeutlicht das erhöhte Bewusstsein für langfristige finanzielle Sicherheit. Beim Thema Ernährung bestätigt sich das Klischee, dass dieses für Deutsche weniger wichtig ist als für andere Nationalitäten. Der Einkauf beim Discounter anstatt beim Bio-Supermarkt ist daher für viele kein schmerzhafter Kompromiss, sondern eine Selbstverständlichkeit.
Prognose
In den kommenden Jahren wird sich das Sparverhalten der Bundesbürger weiter an die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anpassen. Eine zunehmende Inflation und steigende Energiekosten werden zu Einschränkungen in Bereichen wie Freizeit, Mode oder Reisen führen. Die Bedeutung von Medien wird anhalten – gerade im Freizeitbereich – weshalb Einsparungen hier unwahrscheinlicher sind. Die Bedeutung von Nachhaltigkeit und damit verbunden auch ein bewussteres Einkaufen von nachhaltigen Produkten muss man sich in Zukunft zuallererst einmal leisten können. Entsprechend geht es für viele Bürger primär darum den Kühlschrank zu füllen. Die Notwendigkeit neben der gesetzlichen Rente selbst für das Alter vorzusorgen, wird weiter zunehmen. Entsprechend werden in den nächsten Jahren noch weniger Bürger in diesem Bereich zu Kompromissen bereit sein.