Jugend ’97: Sorge um Ausbildung und Arbeit nimmt zu
Die "Schöne neue Freizeitwelt" findet vorerst nicht statt
Immer mehr Jugendliche müssen die Erfahrung machen: Freie Zeit ist ohne finanzielle Absicherung wenig wert. Das Anspruchsdreieck Freizeit, Wohlstand und Immer-Mehr gerät nun auch in der jüngeren Generation ins Wanken. Und die existentielle Sorge um Arbeit oder Ausbildung rückt andere Probleme in den Hintergrund. Dies geht aus der jetzt von Freizeit-Forschungsinstitut der British American Tobacco vorgelegten zweiten erweiterten Ausgabe der Untersuchung "Jugend und Freizeit" hervor. Die aktuelle Analyse wurde ergänzt um repräsentative Vergleichsuntersuchungen, in denen- wie bereits 1989 und 1995- knapp 700 Personen unter 30 Jahren auch nach ihrer Einschätzung zu zentralen gesellschaftpolitischen Themen befragt wurden.
Aus Sicht der jüngeren Generation wird die aktuelle Rangskala dringend zu lösender gesellschaftlicher Probleme angeführt von der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und der Schaffung von Ausbildungsplätzen. So fordert fast eine ganze Generation mittlerweile wirksame Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit und dies mit deutlich steigender Tendenz (1989: 82 % – 1995: 87 % – 1997: 93 %). Und wie nie zuvor in den letzten Jahren sieht die junge Generation in der Schaffung von Ausbildungsplätzen ein vordringlich zu lösendes Problem. Drei Viertel der 14- bis 29jährigen Bundesbürger (75 %) fordern hierzu Maßnahmen. Noch vor wenigen Jahren wurde in der betroffenen Altersgruppe der Dringlichkeitsgrad deutlich geringer eingeschätzt (1989. 63 % – 1995: 62 %). Und selbst die Rentensicherung ist heute nicht nur für 84 Prozent der über 50jährigen, sondern bereits für 58 Prozent der unter 30jährigen eine drängende politische Aufgabe.
Hingegen geraten Problembereiche, die bisher von der jüngsten Generation weit oben in der Rangskala angesiedelt wurden, zunehmend aus dem Blickfeld. Dies gilt in besonderem Maße für den Umweltschutz, der gegenwärtig nur noch von 57 % der jüngeren Bundesbürger als dringlich eingestuft wird (1989: 85 % – 1995: 69%). "Drängende Probleme der Gegenwart werden zwangsläufig in den Hintergrund gedrängt, solange die existentielle Absicherung des Einzelnen für die Zukunft nicht gesichert erscheint", so Prof. Dr. Horst Opaschowski, der wissenschaftliche Leiter des Hamburger Instituts. "Und die Sorge um Arbeit, Ausbildung und Einkommen überschattet mehr und mehr den Traum vom schönen Freizeitleben.
Keine Zukunft ohne Arbeit
Befragt nach den Präferenzen bei möglichen Maßnahmen zum Abbau der Arbeitslosigkeit in Deutschland entscheidet sich die jüngere Generation nicht viel anders als der Rest der Bevölkerung. Auch bei den unter 30jährigen findet sich eine knappe Mehrheit für den Abbau von Überstunden (53 %- Gesamtbevölkerung: 50 %), die Senkung der Lohnnebenkosten (50 %- Gesamtbevölkerung: 50 %) und allgemein die Verbesserung der Standortbedingungen für ausländische Unternehmen, um damit die Abwanderung von Arbeitsplätzen auszugleichen (51 %- Gesamtbevölkerung: 55 %). Skepsis überwiegt hingegen bei der Subventionierung von Jobs für Arbeitslose (41 %), der Erleichterung von Existenzgründungen (40 %) ebenso wie bei einer Problemlösung durch mehr Teilzeitarbeitsplätze (31 %) oder die Förderung von Zukunftstechnologien (29 %). Und gar nur eine Minderheit von elf Prozent (Gesamtbevölkerung 12 %) erwartet von Arbeitszeitverkürzungen bei gleichzeitigem Lohnverzicht Impulse im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit.