Man(n) kann auch so glücklich leben
Für jeden zweiten Mann unter 30 ist Freizeit wichtiger als Ehe und Kinder
Für jeden zweiten Mann unter 30 sind Freunde, Sport und Hobbies wichtiger als Ehe, Kinder und Familiengründung. Wie aus einer neuen Repräsentativbefragung des BAT Freizeit-Forschungsinstituts hervorgeht, wollen 49 Prozent der jungen Männer zwischen 18 und 29 Jahren auf ihre persönliche Freiheit und Unabhängigkeit in der Freizeit nicht verzichten. Ihre Begründung: „Man kann auch so glücklich leben!“ Dieser Meinung ist hingegen nur jede dritte junge Frau. Von einem Freizeitleben ohne Kinder träumen gerade 30 Prozent der unter 30-jährigen.
Das BAT-Institut befragte repräsentativ im gesamten Bundesgebiet Frauen und Männer ab 18 Jahre nach ihrer Einstellung zu Freizeit und Familie. Nicht nur in der jüngeren Generation, auch zwischen unverheirateten Männern und Frauen zeigten sich auffallende Unterschiede. Die überwiegende Mehrheit (56 %) aller unverheirateten Männer genießt ihr Freizeitleben ohne familiäre Verpflichtungen nach dem Grundsatz: „Meine persönlichen Freizeitinteressen sind mir wichtiger als Heiraten und eine Familie gründen“.
Dagegen ist nur jede vierte unverheiratete Frau (26 %) mit ihrer Situation zufrieden. Drei Viertel aller unverheirateten Frauen wollen lieber für die Familie da sein und „für eigene Kinder sorgen“, weil dies „auf die Dauer mehr persönliche Lebenserfüllung gewährt, als wenn man immer nur an sich selbst denkt“. Diese Auffassung teilen auch 77 Prozent der geschiedenen Frauen. Für sie sind Ehe, Kinder und Familie nach wie vor eine Aufgabe, „für die es sich zu leben lohnt“. Hingegen ist die Mehrheit der geschiedenen Männer anti-familiär eingestellt. Nach ihrer Erfahrung bleibt im Familienleben nicht genügend Zeit für persönliche Freizeitinteressen. Nur 42 Prozent könnten sich wieder mit der Rolle als Ehemann anfreunden.
Gefahr einer kinderlosen Freizeitkultur
„In allen westlichen Industrieländern“, so Prof. Dr. Horst W. Opaschowski, der Leiter des BAT Freizeit-Forschungsinstituts, „nimmt die Kinderlosigkeit zu, wobei die Bundesrepublik Deutschland den größten Geburtenrückgang aufweist. Dies ist eine zwangsläufige Folge des wachsenden Freizeitindividualismus, nicht selten auch Freizeitegoismus – vor allem der Männer. Die Gefahr einer tendenziell kinderlosen Freizeitkultur zeichnet sich für die Zukunft ab, weil sich in den Vorstellungen vieler Bundesbürger Kinderwunsch und freizeitorientierter Lebensstil weitgehend ausschließen.
Befürchtet werden deutliche Einschränkungen der persönlichen Freizeitinteressen und damit Einbußen an Lebensgenuß. Auf das freie Leben möchten viele so schnell nicht verzichten“.
Freizeitaktive Partnerschaft als neues Leitbild
Eine Verlagerung zentraler Lebensinteressen ist feststellbar. Immer mehr Menschen identifizieren sich mit dem arbeitsfreien Teil des Lebens und streben in der Freizeit nach einer aktiveren Lebensgestaltung. Diese Einstellungs- und Verhaltensänderung erfordert auch in der Familienpolitik neue Wege. Sie muß überzeugende Konzepte dafür liefern, daß sich Familienorientierung und Freizeitorientierung nicht mehr auszuschließen brauchen. In einer Gesellschaft, in der Arbeit zur Mangelware wird, entwickeln sich neben traditionellen Arbeitstugenden wie Ehrgeiz, Leistung und Erfolg neue Freizeitwerte wie Lebensfreude, Vielseitigkeit und Unternehmungslust.
„Ernst und Pflichterfüllung in Familie und Beruf“, so Prof. Dr. Opaschowski,“ verlieren zunehmend ihren Leitcharakter. Ein neues Leitbild der freizeitaktiven Partnerschaft in der Familie könnte in Zukunft verhindern, daß sich der Trend ‚weg von der Ehe‘ verstärkt und die Familienmitglieder in Freizeit und Urlaub bei Tennis, Segeln, Ausflügen oder Besichtigungen immer mehr getrennte Wegen gehen“.