Arbeitnehmer suchen Sinn und Freude im Beruf
Der Ruf nach mehr Freizeit wird leiser
Im Vergleich zu 1988 ist heute der Ruf der Arbeitnehmer nach kürzerer Arbeitszeit (1988: 38 % – 1992: 35 %) und mehr Urlaub (1988: 34 % – 1992: 29 %) weniger laut vernehmbar. Dies geht aus einer aktuellen Repräsentativbefragung des BAT Freizeit-Forschungsinstituts hervor, in der 2.000 Personen in den alten Bundesländern danach gefragt wurden, wie ihre Arbeitszufriedenheit verbessert werden könne.
Die Arbeitsfreude hat sich mittlerweile zum wichtigsten Motivationsfaktor für Angestellte (62 %) und Beamte (69 %), für Leitende Angestellte (61 %) und Freiberufler (69 %) entwickelt. Was für die Freizeit gilt, erwartet man auch in der Arbeit: Spaß und Freude am eigenen Tun und Können. Die Arbeit muß Abwechslung, Herausforderung und Erfolgserlebnisse bieten, sonst verlieren die Mitarbeiter die Lust an der Leistung. Die Führungskraft muß zum Organisator von Leistungslust werden. Je mehr Lust – desto mehr Leistung. Führen heißt dann nicht nur Lenken und Leiten von Menschen, sondern auch Vermitteln von Erfolgserlebnissen am Arbeitsplatz.
Nicht alle Berufsgruppen neigen in gleicher Weise zu postmateriellen Wertorientierungen. Wie schon 1988 halten die Arbeiter auch 1992 an ihrer Forderung nach höherem Einkommen fest. Wer Arbeiter zu mehr Leistung motivieren will, muß ihnen erst einmal mehr Lohn bezahlen (1988: 64 % – 1992: 69 %). Und dennoch: Eine Arbeit, die Spaß macht, ist für die Mehrheit der berufstätigen Bevölkerung in Westdeutschland mittlerweile wichtiger (63 %) als ein höheres Einkommen (59 %).
Eine neue Arbeitsqualität: Honorierung mit Sinn
Das wachsende Bedürfnis nach Selbstverwirklichung in allen Lebensbereichen läßt auch den Wunsch der Berufstätigen nach einem sinnvolleren, also persönlich befriedigenderen Arbeitsleben immer stärker werden. In den letzten vier Jahren hat sich in dieser Hinsicht das Anspruchsniveau der westdeutschen Arbeitnehmer am meisten verändert. Fast jeder zweite Arbeitnehmer (45 %) läßt sich heute nur mehr durch „sinnvolle Arbeitsinhalte“ zu mehr Leistung motivieren (1988: 34 %). Sinn sagt etwas darüber aus, warum man etwas macht. Die Arbeitnehmer erwarten Sinn in der Arbeit und nicht nur bloße Beschäftigung. Wenn dieser Einstellungswandel so anhält, dann kann in Zukunft die Honorierung mit Sinn genauso wichtig wie die Honorierung mit Geld werden. Eine große Herausforderung für die Unternehmen, wenn dann mehr nach Arbeitsinhalten und Arbeitsfreude und nicht nur nach Geld und Freizeit gefragt wird.