Bildung wird im 21. Jahrhundert zur zentralen Ressource jeder Nation, aber auch jedes einzelnen Bürgers. Gegenwärtig glauben jedoch lediglich zehn Prozent der Bundesbürger, dass das deutsche Bildungssystem gut auf die Zukunft vorbereitet. Innerhalb der Bevölkerung sind hierbei nur sehr geringe Unterschiede festzustellen.
Dabei genießt das deutsche Bildungssystem weltweit einen guten Ruf und viele Ländern beneiden Deutschland um seine Kindergärten, Schulen und Universitäten. Fakt ist aber auch, dass in internationalen Vergleichsstudien Deutschland oftmals nicht zu den führenden Nationen gehört und in zahlreichen Bereichen Nachholbedarf aufweist.
Viel diskutiertet wird die Chancengleichheit: Noch immer entscheidet zu häufig der Bildungshintergrund der Eltern über den Bildungserfolg des Kindes. Die Bevölkerung erwartet in diesem Punkt keine wirkliche Verbesserung in der Zukunft und kann sich kaum vorstellen, dass der Staat entsprechende Programme verabschiedet.
Viele Bundesbürger halten es wie der chinesische Philosoph Laotse, der vor über zweieinhalbtausend Jahren sagte: „Lernen ist wie das Rudern gegen den Strom. Hört man damit auf, treibt man zurück“.
So sind aktuell 74 Prozent gewillt, ein Leben lang Neues zu lernen. Allerdings nutzen lediglich zwei von fünf Deutschen tatsächlich auch wenigstens einmal jährlich ein Weiterbildungsangebot.
Am ehesten sind die 18 bis 29-jährigen bereit (60%), Zeit und Energie in entsprechende Angebote zu investieren. Im Alter von 30 bis 64 Jahren sinkt die Quote auf 44 Prozent, und im Ruhestand ist es immerhin noch fast jeder Dritte (31%).
Eine Herausforderung scheint hierbei der Spaß am Lernen zu sein. So gibt lediglich in etwa jeder Achte, der im vergangenen Jahr wenigsten ein Angebot genutzt hat, an, dass dieses auch Spaß gemacht hat. Fast jede Dritte hatte dagegen keinen Spaß und war entsprechend unzufrieden bzw. frustriert.
Eine Frage für die Zukunft lautet: Was kann getan werden, damit Lernen positiv gesehen, angeboten und erlebt wird? Und eine andere Frage, wo, wann und was wird gelernt? Pauschale Antworten hierauf gibt es nicht. Dennoch lohnt es sich über folgende Punkte einmal nachzudenken:
Lernort
Etwa vier Prozent der gesamten Lebenszeit verbringen die Deutschen mit schulischer Bildung, einschließlich der Zeit an der Hochschule und inklusive aller Vor- und Nachbereitung (z.B. Hausaufgaben). Auch wenn diese Zeit meist als prägend empfunden wird (und zudem über 90 Prozent aller staatlichen Bildungsausgaben in dieser Zeit anfallen), reicht sie kaum aus, um auf die gegenwärtigen und zukünftigen Entwicklungen vorbereitet zu sein.
Außerschulische Lernorte könnten daher zukünftig eine größere Rolle spielen. Der Integration von E-Leraning Möglichkeiten muss in diesem Zusammenhang besondere Beachtung geschenkt werden.
Lerninhalte
Entscheidend für die Zukunft ist die Kompetenz, mit der zunehmenden Fülle an Informationen umzugehen – auch kritisch. Zudem konzentriert sich das deutsche Bildungssystem gegenwärtig fast ausschließlich auf berufliche Ausbildung. Zukünftig könnte Bildung jedoch auch außerberufliche Schwerpunkte beinhalten.
Image des Lernens
Viele Bundesbürger verbinden Bildung mit Begriffen wie Anstrengung, Mühsal, Druck oder Pflicht. Dabei kann Lernen deutlich positiver gesehen und erlebt werden. Lernen von und mit anderen erweist sich in diesem Zusammenhang als ein möglicher Ansatzpunkt, um das Image zu steigern.
Verantwortung
Verantwortlich für die Erziehung sind laut Gesetz Eltern, verantwortlich für die berufliche Ausbildung der Staat, für berufliche Weiterbildungsmaßnamen der Arbeitgeber. Fraglich ist in diesem Zusammenhang, wann der Bürger selbst für seine Bildung verantwortlich ist. Denn das Angebot kann noch so kreativ, lohnend oder auch sinnvoll sein: ohne die Bereitschaft, selbst etws lernen zu wollen, nützt es nur wenig.