Chart der Woche Spezial | Mut zeigt sich in zahlreichen Situationen: German Mut statt German Angst

Chart der Woche, 2023-KW23

8. Juni 2023

Chart der Woche Spezial-Edition

 

Unsere neue Publikation „German Mut statt German Angst – 44 Ideen für eine bessere Zukunft“ ist JETZT im Buchhandel erhältlich.

 

 

 

MUT ZEIGT SICH IN ZAHLREICHEN SITUATIONEN

 

Mut als abstrakter Begriff lässt viele Assoziationen zu, kann als Verhaltensform, Wunsch oder Wert verstanden werden, genauso aber auch mit Personen, Geschehnissen und Entscheidungen verbunden werden. Wann aber bezeichnen die Bürger ihr eigenes Verhalten als mutig? In welchen Situationen handeln sie unerschrocken? So unterschiedlich die genannten Aspekte auch sind, entwickeln doch alle ihre Kraft aus derselben Quelle.

Mut entsteht durch die Verbindung von Empathie, Ehrlichkeit, Vertrauen und Selbstreflexion. Er entwickelt sich dabei nicht durch äußere Forderungen (z.B. einer Autorität), sondern aus dem innersten Wertesystem, der Reflexion und dem sozialen Austausch.

Zwei von drei Bürgern bezeichnen sich selbst als mutig beim Einstehen für die Familie und Freunde. Dieses äußert sich etwa durch emotionalen Beistand, Unterstützung bei Herausforderungen, Konflikten mit anderen oder der konkreten Hilfe in Notsituationen. Mutig agiert man, indem man sich gemeinsam gegen etwas oder jemanden stellt, sich dabei Gruppenzwängen entzieht sowie eigene Vorstellungen zurückstellt und stattdessen die Interessen des Freundes oder der Verwandten wahrnimmt und verteidigt. Die Hilfe kann dabei finanzieller, moralischer, sozialer oder emotionaler Art sein und in den unterschiedlichsten Zusammenhängen stattfinden. Getragen wird die mutige Unterstützung aus einem Gefühl der Verantwortung, Empathie und Vertrautheit heraus.

 

ZWISCHEN KONFLIKTEN UND VERANTWORTUNG

 

Mut zeigt sich auch bei Konflikten, bei denen die eigenen Werte oder Überzeugungen im Mittelpunkt stehen. Bei familiären oder freundschaftlichen Kontroversen braucht es Mut, sich dem anderen entgegenzustellen, ihm zu widersprechen und seine eigene Meinung zu vertreten. Dieses können zum Beispiel politische Überzeugungen, Zukunftspläne oder berufliche und private Entscheidungen sein. Gerade weil es sich um vertraute Personen handelt, die oftmals Zustimmung erwarten oder einen Konsens voraussetzen, erfordert es Überwindung, diese nicht zu erfüllen. Die Besinnung auf die eigenen Werte, die Zuversicht, Verständnis zu erfahren, stärkt die Entscheidungskraft und den Mut, diesen Weg zu gehen.

Für jeden Zweiten äußert sich Mut auch darin, Verantwortung zu übernehmen. Dies zeigt sich vor allem im persönlichen Bereich. Zum einen werden damit Situationen angesprochen, in denen eine mutige Kommunikation im Mittelpunkt steht, um soziale Konflikte und Auseinandersetzungen zu lösen. Zum anderen betrifft es eine Handlungsebene, bei der richtungsweisende Entscheidungen im Mittelpunkt stehen. Das kann zum Beispiel bedeuten, sich allein verantwortlich für die Erziehung eines Kindes zu fühlen, die fürsorgliche Betreuung kranker Familienmitglieder oder verbindliche Aufgaben zu übernehmen.

 

Mut bedeutet, für seine Handlungen verantwortlich zu sein, sie keinem anderen zu übertragen und für ihre Folgen auch einzustehen.

 

MUT ZEIGT SICH HÄUFIGER BEIM VERTRETEN DER EIGENEN INTERESSEN, WENIGER BEIM EINSATZ FÜR FREMDE

 

Jeweils etwa zwei von fünf Bürgern geben an, sich mutig zu verhalten, wenn es darum geht, die eigenen Interessen zu vertreten und persönliche Ängste zu überwinden. Es braucht Mut, die eigenen Bedürfnisse offensiv zu vertreten und dabei eventuell auftretende Widerstände oder Ablehnung von anderen in Kauf zu nehmen. Stellt man diese Aussage in Zusammenhang mit der hohen Zustimmung zur Assoziation von Mut mit Selbstbewusstsein, wird die wechselseitige Beziehung von Selbstvertrauen, Mut und dem Einstehen für die eigenen Interessen deutlich. Dabei ist es eher nebensächlich, in welche Bereiche sich diese Interessen einordnen lassen, seien sie nun privater oder beruflicher Natur. Entscheidend ist das mutige und selbstbewusste Eintreten für die eigenen Bedürfnisse, auch gegen Widerstände.

Für etwa jeden dritten Bürger ist Mut zudem eine zentrale Voraussetzung bei der Planung und Umsetzung von persönlichen Zukunftsentwürfen. Trotz der vorhandenen Freiheit und den zahlreichen Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung in Deutschland empfindet es fast ein Drittel der Bundesbürger als schwierig, diese zu realisieren. Im beruflichen Bereich werden neben den finanziellen Risiken vor allem bürokratische Hemmnisse, starre Strukturen, Unverständnis und fehlende Anerkennung befürchtet. Hier zeigt sich mutig, wer sich von diesen wenig beeinflussen lässt und seine Ziele entschlossen im Blick behält. Genannt werden in diesem Zusammenhang zum Beispiel Planungen zur Selbstständigkeit, Unternehmensgründungen, ein Berufswechsel, aber auch der bewusste Verzicht auf einen Karriereschritt, um mehr Zeit für andere Dinge zu haben.

 

Mutiges Agieren beim Planen von Veränderungen ist eine besondere Herausforderung, da keine Gewissheit besteht, wie sich etwas in Zukunft entwickeln wird.

 

Im Gegensatz zum unerschrockenen Einsatz im persönlichen Umfeld gibt nur ein knappes Drittel an, sich mutig für fremde Personen einzusetzen. Die Gründe können zum Teil mit der recht abstrakten Begrifflichkeit des „Fremden“ sowie einer geringeren Notwendigkeit erklärt werden. Im Gegensatz zu Familie und Freunden besteht weniger emotionale Nähe und Verbundenheit, was die moralische Verpflichtung verringert. Dazu kommt noch der allgemeine Trend zum Rückzug ins Private, welcher weniger Berührungspunkte mit Menschen außerhalb der eigenen Lebenswelt nach sich zieht. Wenn sich die Bürger für Fremde einsetzen, erfordert es für viele eine höhere Überwindung als bei Personen des Vertrauens. Die Hürde, mutig zu sein, erscheint ungleich höher, da die Reaktion oder das Verhalten des Fremden unvorhersehbar ist und man schlechter einschätzen kann, ob die Unterstützung auch gewollt wird. Zudem besteht eine größere Unsicherheit darüber, wie das Umfeld auf den Beistand reagiert. Wenn man sich trotz dieser Widrigkeiten mutig einsetzt, zeigt sich eine hohe Empathie, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit genauso wie ein gesellschaftliches Verantwortungsgefühl.

 

Weitere Forschungsergebnisse aus unserer Publikation finden Sie in unserem  Forschung aktuell – 300.

Und in unseren Chart der Woche Spezial KW19, KW20, KW21 und KW22: Vorbilder-Mangel und Generationen-Gap bei der Wahl von Vorbildern, Was es bedeutet, MUTIG zu sein sowie Bequemlichkeit, Angst und Zweifel – warum Mut oft auf der Strecke bleibt.

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

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