Neuer Urlaubstrend: kürzer reisen, später buchen 

Der Freizeitbrief, 39

1. Februar 1985

(inkl. Grafiken wenn vorhanden)

Neuer Urlaubstrend: kürzer reisen, später buchen

Verlängerte Wochenendreisen waren 1984 am meisten gefragt.

Kurzurlaub kommt dem wachsenden Bedürfnis vieler Urlauber nach flexiblen Reisezeiten am meisten entgegen. In der Urlaubssaison ’84 ist die verlängerte Wochenendreise von 2 bis 4 Tagen Dauer die beliebteste Urlaubsform gewesen. Jeder vierte Kurzurlauber (24 %) wählte 1984 die Wochenendreise und fast jeder dritte (29 %) die 3- bis 4-Tagereise.

Wie aus einer neuen Repräsentativumfrage des BAT Freizeit-Forschungsinstituts über die Reisegewohnheiten von Kurzurlaubern hervorgeht, fanden die beiden genannten Kurzreiseformen insgesamt mehr Resonanz als etwa die 5- bis 7-Tagereise (25 %) oder gar die 8- bis 13-Tagereise (16 %).

„Bei der verlängerten Wochenendreise können die Kurzurlauber mehr Urlaub mit weniger Urlaubstagen machen“, so Professor Dr.Horst W.Opaschowski, Wissenschaftlicher Leiter des BAT Freizeit-Forschungsinstituts: „Brückenbauen heißt das neue Zauberwort für den Kurzurlaub: Die Wochenenden werden mit Feiertagen (z.B. Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt, 1.Mai, Pfingsten, 17.Juni) und einern zusätzlichen Urlaubstag zu Zeitblöcken von 3 bis 5 freien Tagen geschickt verbunden. Die gewonnene freie Zeit in einern Stück wird dann zum Zwischendurch-Urlauben genutzt – zum Pausemachen und Auftanken beim Skifahren, Surfen, Segeln oder Baden oder zum Kennenlernen und intensivem Erleben vom Neuern: Dies erklärt auch die überdurchschnittlichen Zuwachsraten bei Städte- und Studienreisen“.

In einer Zeit sinkender Realeinkommen ist das verbreitete Interesse an Kurzreisen nicht nur die Folge einer veränderten Einstellung zu Urlaub und Reisen: Fast jeder dritte Kurzurlauber (31%) hat 1984 auf eine längere Reise „aus finanziellen Gründen“ verzichten müssen. Finanzielle Gründe wurden vor allem von den Bewohnern aus Bayern und Baden-Württemberg (Auswirkungen des Streiks), von 14- bis 29-jährigen und den Arbeitslosen angeführt.

Für fast die Hälfte aller Kurzurlauber (45%) stellten die 1984 unternommenen Kurzreisen einen Ersatz für die längere Urlaubsreise dar. Sie haben aus der finanziellen Not eine zeitliche Tugend gemacht. Die Kurzreise wurde zum Intensivurlaub, der in gedrängter Zeit die Erlebnisvielfalt der längeren Reise ersetzt. 

Im Gegensatz zu diesen Kurzreisenden, die auf längere Sicht wieder Langzeiturlauber werden könnten, gibt jeder vierte Kurzurlauber (27 %) an, Kurzreisender „aus Prinzip“ zu sein und „grundsätzlich nur kurze Reisen“ zu unternehmen. Und weitere 26 Prozent weisen darauf hin, daß sie gerne spontan und ungeplant kurze Reisen machen.

Diese beiden Gruppen der Prinzip- und Spontanreisenden tragen vermutlich am meisten zur Verunsicherung der Reisebranche bei. Sie sind Spätbucher aus Passion. Und was den Reisebüros als Zögern erscheinen mag, ist eigentlich ein Ausdruck innerer Gelassenheit und zeitökonomischen Denkens: Sie haben ein Gespür für Zeit und Geld. Spontan reisen für wenig Geld (Sonderangebote) läßt sich offensichtlich am ehesten über die Spätbuchung erreichen.

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
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guels@zukunftsfragen.de

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