Lieber mehr Geld als mehr Freizeit 

Der Freizeitbrief, 46,

1. Januar 1986

(inkl. Grafiken wenn vorhanden)

Lieber mehr Geld als mehr Freizeit

Jüngere Generation favorisiert wieder materielle Werte

In der Freizeitorientierung der jüngeren Generation zeichnet sich ein deutlicher Einstellungswandel ab. Noch vor vier Jahren waren 51 Prozent der 16- bis 24-jährigen zu Einkommensverzichten bereit, wenn dafür mehr Freizeit zur Verfügung stand. Heute sind in dieser Altersgruppe nur noch 43 Prozent mit mehr Freizeit und weniger Einkommen zufrieden. Dies geht aus einer neuen Repräsentativumfrage des BAT Freizeit-Forschungsinstituts bei 2.000 Bürgern im gesamten Bundesgebiet hervor.
Im Vergleich der Jahre 1982 und 1986 zeigt sich: Mehr Freizeit ist ohne mehr Geld immer weniger wert. Knapp zwei Drittel der Bundesbürger (63 %) lehnen die Möglichkeit „Weniger verdienen – dafür mehr Freizeit“ ab. Besonders starke Vorbehalte zeigen die 60-bis 69-jährigen (72 %), aber auch die Bewohner auf dem Land (73 %).
„Die Angst vor Arbeitslosigkeit sowie stagnierende Realeinkommen gehen an den Menschen nicht spurlos vorüber“, so Professor Dr. Horst W. Opaschowski, der Leiter des BAT Freizeit-Forschungsinstituts. „Hauptbetroffene sind Arbeitslose, Rentner und Bezieher niedriger Einkommen. Für viele Bundesbürger ist mehr Freizeit bisher immer mit mehr Geldausgaben verbunden gewesen, was auch den Wachstumsmarkt Freizeit und den Anstieg der Freizeitausgaben in den letzten Jahren erklärt. Doch die Einkommenszuwächse konnten mit dem Freizeitgewinn nicht Schritt halten.
Zwangsläufig nehmen materielle Orientierungen wieder zu – offensichtlich aber auch der Fernsehkonsum als Ausgleich, der nichts kostet. Der eigene Einfallsreichtum zu anderen Freizeitbeschäftigungen, die wenig oder gar nichts kosten, hält sich hingegen in engen Grenzen. Die Menschen leben in der Freizeit auf, können aber von der Freizeit allein nicht leben. Die ökonomische Herausforderung der Zukunft lautet daher: Wie soll die wachsende Freizeit eigentlich finanziert werden?“
Nach der BAT- Untersuchung gibt es nur noch eine Bevölkerungsgruppe, bei der sich Ablehnung und Zustimmung die Waage halten: 48 Prozent der Befragten mit Abitur oder Hochschulabschluß stellen die Freizeitorientierung über das Geldverdienen, ebenso viele (48%) sind dagegen. Dazu Opaschowski: „Die Höhergebildeten sind in den letzten zehn Jahren Vorreiter des Wertewandels gewesen. Sie halten daher noch am stärksten an den immateriellen Wertorientierungen fest“.

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

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