Freizeitausgaben auf Wachstumskurs
Aber die Zeiten zweistelliger Zuwachsraten sind vorbei
Was für andere Branchen nur ein Traum, ist im Freizeitmarkt seit nun schon 20 Jahren Wirklichkeit: Zwischen 1965 und 1985 haben sich die gesamten Freizeitausgaben (einschließlich Urlaub) fast verfünffacht – und auch für 1986 ist kein Ende des Wachstumskurses abzusehen. So wollen nach einer Repräsentativumfrage des BAT Freizeit-Forschungsinstituts 5,9 Prozent der Befragten, also rund 3 Millionen Bundesbürger ab 14 Jahren im laufenden Jahr 1986 im Vergleich zum Vorjahr „mehr Geld“ in der Freizeit, für Sport, Hobby und Urlaub ausgeben.
Die größten Geldreserven stellen die Bundesbürger innerhalb des Freizeitbudgets traditionell für den Urlaub bereit: Jeder fünfte Bundesbürger (21%) will sich auch in diesem Jahr den Urlaub mehr kosten lassen. 1985 hatten nur 16 Prozent diese Absicht geäußert.
„Mehr Geld ausgeben wollen und tatsächIich mehr verreisen sind allerdings nicht dasselbe“, warnt Prof. Dr. Horst W.Opaschowksi, der wissenschaftliche Leiter des BAT Freizeit-Forschungsinstituts, vor einer möglichen Überschätzung der Reiselust. Denn wer knapp bei Kasse ist, wird auch in diesem Jahr nicht verreisen können. Das werden vor allem die Rentner und die Arbeitslosen sein. Andererseits: Wer schon immer viel verreist ist, wird 1986 noch mehr Geld für den Urlaub ausgeben wollen.
Dennoch wird der Freizeitmarkt in den nächsten Jahren von der allgemeinen Einkommensentwicklung nicht verschont bleiben. Obwohl unser Freizeitverständnis auch künftig auf Aktivität, Mobilität und Lebensgenuß ausgerichtet sein wird, dürften die Zeiten zweisteiliger Zuwachsraten vorbei sein. Bei stagnierenden Realeinkommen werden die meisten Bundesbürger den Rotstift in den kleinen Dingen des Freizeit- und Urlaubslebens ansetzen.
Für die seit Jahren geltende Devise der Deutschen, „Nicht am, sondern im Urlaub wird gespart“ spricht auch, daß die Bundesbürger 1986 ihre Nebenausgaben für den Besuch von Gaststätten, Kinos und Freizeitparks deutlich einschränken wollen. Für den Gaststättenbesuch wollen 5 Prozent der Befragten „mehr Geld“, aber 18 Prozent weniger ausgeben. ÄhnIiche Einschränkungen sind für Kinobesuche (14 % weniger) und Freizeitparkbesuche (17 % weniger) zu erwarten.
Trotz abgeflachter Zuwachsraten ist dennoch damit zu rechnen, so die Erwartung des BAT Instituts, daß es auch künftig heißt: „Jede sechste Mark für die Freizeit, und die Hälfte des Freizeitetats für den Urlaub“. Der Urlaub, das Ereignis des Jahres, bleibt der Hauptposten im Freizeitbudget der Deutschen.