Statt Urlaub – Stadturlaub? 

Der Freizeitbrief, 50

5. Juni 1986

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Statt Urlaub – Stadturlaub?

Über die Hälfte der Bevölkerung (55 %) hat im letzten Jahr keine zweiwöchige Urlaubsreise unternommen: Sie machte Kurzurlaub (13 %) oder blieb im Urlaub zu Hause (42 %). Auch für 1986 ist ein ähnlich hoher Anteil von Kurz- und Nichtreisenden zu erwarten. In einer neuen Repräsentativumfrage des BAT Freizeit-Forschungsinstituts wurden jetzt 2.000 Bundesbürger ab 14 Jahre gefragt, unter welchen Voraussetzungen ihnen die Entscheidung leichter fallen würde, „Urlaub auf Balkonien“ zu verbringen.
Unverzichtbar für den Urlaub zu Hause ist für knapp die Hälfte der Bevölkerung (47 %) nach wie vor ein bequem erreichbares Naherholungsgebiet. 1981, als das BAT Institut schon einmal diese Frage stellte, sprachen sich allerdings noch 51 % dafür aus. Im Gegensatz hierzu sind in den letzten 5 Jahren die Ansprüche an innerstädtische Freizeitangebote gewachsen.

Jeder dritte wünscht sich ein Freizeitbad

So würde jedem dritten Bundesbürger das Daheimbleiben leichter fallen, wenn es ein Freizeitbad in der Nähe gäbe – ein „kombiniertes Frei- und Hallenbad mit Sauna und Solarium“ (1981: 27 %).
Ein attraktives Freizeitbad in der Nähe erleichtert den Verzicht auf eine Urlaubsreise und schafft eine neue Urlaubsqualität: den „Stadturlaub“. Es ist kein Zufall, daß fast zwei Drittel der Hamburger (60 %) nach einem Freizeitbad rufen, weil hier lediglich im Umland, nicht jedoch in der Stadt selbst neue Bäder gebaut wurden. Für die Bewohner des Urlaubslandes Bayern ist dies hingegen kein Thema mehr. Knapp jeder vierte Befragte in Bayern (24 %) wünscht sich ein Freizeitbad in der Nähe. Was offensichtlich schon da ist, braucht man sich nicht mehr zu wünschen.

Wachsende Ansprüche an Freizeitangebote

Für den Fall, daß sie auf die Urlaubsreise verzichten müssen, erwarten die Bundesbürger auch in anderen Bereichen ein attraktiveres Freizeitangebot:

  • 21 % möchten „Sportangebote für jedermann“ (1981: 16 %). Gemeint sind Sportanlagen, in denen sich jeder sportlich betätigen kann, ohne zur Mitgliedschaft in einem Verein gezwungen zu sein.
  • 22 % wünschen sich ein „wohnungsnahes Freizeitzentrum für die ganze Familie“ (1981: 20 %). Im Freizeitzentrum sollte man jederzeit mit Freunden, allein oder gemeinsam mit der Familie Neigungen und Interessen nachgehen können. Weitere 10 % sind zudem an „speziellen Ferienkursen“ interessiert (1981: 9 %), in denen sie sich kreativ betätigen oder fortbilden können.
  • 19 % der Befragten erwarten „kulturelle Angebote“ wie zum Beispiel Musikveranstaltungen oder Freilichttheater (1981: 14 %). Und 18 % würden gerne an speziellen „Ferienveranstaltungen“ am Wohnort und in der näheren Umgebung teilnehmen.

Der neue Typus des Stadturlaubers – eine kommunalpolitische Herausforderung?

„Der neue Typus des Stadturlaubers wird zur Herausforderung für die kommunale Freizeit- und Fremdenverkehrspolitik“, so Prof. Dr. Horst W. Opaschowski, der wissenschaftliche Leiter des BAT Freizeit-Forschungsinstituts. „Der Kreis der Daheimurlauber wird in Zukunft immer größer. Hier kommt auf die Städte und Gemeinden eine neue Aufgabe zu“. Wer bisher im Urlaub zu Hause blieb, fand zumeist ein städtisches Wohnumfeld vor, das überwiegend auf die Bedürfnisse der Berufstätigen ausgerichtet war. Zur Ferienzeit blieben viele Einrichtungen geschlossen. Insbesondere Großstädte und Ballungszentren werden sich in Zukunft mehr auf den Erlebniswert des Urlaubs zu Hause und auf den neuen Typus des Stadturlaubers einstellen müssen.

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
guels@zukunftsfragen.de

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