Kaum einer will mehr allein verreisen 

Der Freizeitbrief, 67

3. März 1988

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Kaum einer will mehr allein verreisen

Nur sechs Prozent der deutschen Urlauber waren im vergangenen Jahr allein unterwegs. Die noch vor Jahren propagierte Single- Welle im Urlaubsmarkt hat sich überlebt. Selbst bei den 25- bis 49jährigen Singles fuhren zwei Drittel überhaupt erst los, nachdem sie bereits vor Antritt der Reise die geeigneten Urlaubspartner gefunden hatten. Urlaub ohne Partner oder Bezugsgruppe ist bei Männern und Frauen in gleicher Weise nicht mehr gefragt. Dies geht aus einer Repräsentativumfrage des BAT Freizeit-Forschungsinstituts bei 2.000 Personen über 14 Jahre hervor.
Die 1,4 Millionen Alleinreisenden setzten sich zum überwiegenden Teil aus Verwitweten und Geschiedenen zusammen, für die der Verzicht auf einen Urlaubspartner offenbar mehr unfreiwillig als wirklich gewollt war. Denn für die meisten Bundesbürger gilt heute: Lieber gemeinsam als allein in den Urlaub. So bleibt auch der „Urlaub von der Ehe“ eine Legende. Nur 3 Prozent der Verheirateten verreisten 1987 ohne Partner oder Familie. Gemeinsamkeit im Urlaub ist für Alleinstehende genauso wichtig wie für Verheiratete. Dies erklärt auch die Resonanz auf Kontaktbörsen und Angebote spezieller Reisedienste für Alleinreisende, die Kontaktwünsche im Urlaub erfüllen helfen.

Urlaub mit Partner, Freunden, Cliquen und Clubs

Die Familie ist eine wichtige, keineswegs aber die einzige Bezugsgruppe im Urlaub. Nur jeder dritte Urlauber reiste 1987 mit der Familie. Und selbst bei diesen 6,7 Millionen traditionellen Familienurlaubern war nicht immer die ganze Familie versammelt: Knapp 1 Million verreisten nur mit Mutter oder Vater bzw. waren mit Kindern, aber ohne Ehepartner unterwegs.
9,7 Millionen Reisende machten Urlaub zu zweit- mit dem Ehepartner oder Lebensgefährten. 2,3 Millionen verreisten mit Freund oder Freundin. 1,6 Millionen waren in Clique oder Freundeskreis unterwegs. Und mit ihrem Club oder Verein gingen 0,7 Millionen Deutsche auf Reisen.

Urlaubsclique als „zweite Familie“ – Ein neuer Trend?

Partner, Freunde, Cliquen und Clubs ersetzen zunehmend die Familie im Urlaub, werden zur „zweiten Familie“. So verreiste jeder zweite Jugendliche mit Gleichaltrigen – zu zweit (19 %), mit Freunden (22 %) oder im Verein (15 %). Der Urlaub kann nur ein Spiegelbild des Freizeitalltags sein, stellt das BAT Institut fest. Wenn die Familienmitglieder zuhause auch in ihrer Freizeit eigene Wege gehen, kann die Familieneintracht im Urlaub nicht von selber kommen. „Urlaub kann keine soziale Wunderdroge für nicht mehr intakte Familien sein“ so Prof. Dr. Horst  W. Opaschowski, der wissenschaftliche Leiter des Instituts. „Aber eine Chance ist der gemeinsame Urlaub allemal: die einen konzentrieren sich auf ihre Zweisamkeit, die anderen versuchen ein richtiges Familienleben“.

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
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guels@zukunftsfragen.de

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