Muß Arbeit Spaß machen? 

Der Freizeitbrief, 74

15. November 1988

(inkl. Grafiken wenn vorhanden)

Muß Arbeit Spaß machen?

Freizeitideale prägen eine neue Arbeitsmoral

Was für die Freizeit gilt, soll auch im Beruf möglich sein. Beide haben eines gemeinsam: Sie sollen Freude machen. Arbeit, die Spaß macht, ist heute für den Berufstätigen schon fast genauso wichtig (55 %) wie ein höheres Einkommen (58 %). Und sinnvolle Arbeitsinhalte haben eine größere Bedeutung (34 %) als Status und Karriere im Beruf (27 %). Dies geht aus einer neuen Repräsentativerhebung des BAT Freizeit- Forschungsinstituts hervor, in der rund 1.000 Berufstätige befragt wurden, was für sie persönlich der größte Anreiz für mehr Leistung im Beruf ist.

Attraktiver als zusätzliche Prämien (27 %) sind für dieBerufstätigen vor allem Arbeitszeitverkürzungen durch die Gewährung von mehr Freizeit (38 %) und mehr Urlaub (30 %). Den größten Freizeithunger meldet derzeit die jüngere Generation an. Für jeden zweiten 20- bis 29jährigen Arbeitnehmer bedeutet ein Mehr an Freizeit zugleich größere Arbeitszufriedenheit.

Die Unternehmen werden demnach in Zukunft den Arbeitnehmern neben materiellen Vergütungen vor allem immaterielle Anreize bieten müssen, wenn sie die Leistungsmotivation der Mitarbeiter steigern wollen.

Deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Berufsgruppen

Wer heute Arbeiter zu besonderen Leistungen anspornen will, muß ihnen erst einmal mehr Lohn zahlen. 64 Prozent der Arbeiter nennen einen höheren Lohn als größten Anreiz. Wer die Leistungsbereitschaft von Angestellten und Beamten herausfordern will, muß ihnen Arbeitstätigkeiten übertragen, die Spaß machen. 58 Prozent der Angestellten und Beamten wollen in erster Linie Freude an ihrer Arbeit haben, während Aufstiegs- und Karrierechancen einen deutlich geringeren Stellenwert haben (30 %). Leitende Angestellte und höhere Beamte sind an zwei Leistungsanreizen gleichermaßen interessiert: Sie erwarten für sich eine selbständige, verantwortliche Tätigkeit (50 %), aber auch gleichzeitig ein höheres Einkommen (49 %).

Freizeitideale der Bundesbürger wie Spaß, Selbst-Aktiv-Sein und Selbstentfaltung beeinflussen zunehmend das Verhalten der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz. Dies geht aus vergleichbaren Untersuchungen des BAT Instituts hervor. „Was sich die Arbeitnehmer als ideales Arbeiten erträumen, ist fast deckungsgleich mit dem, was viele schon in ihrer Freizeit tun und finden“, so Prof. Dr. Horst W. Opaschowski.

Trotz einer zunehmenden Freizeitorientierung des Lebens findet die vielfach befürchtete Leistungsverweigerung im Berufsleben nicht statt. Ganz im Gegenteil: Das Bedürfnis, in der Arbeit etwas zu leisten, was Sinn hat und Spaß macht, ist größer denn je. Wer also die Motivation von Mitarbeitern erhöhen will, muß dafür sorgen, daß sie schon während der Arbeit (und nicht erst danach) Freude am Leben haben.

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

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