Deutschland im Lesefieber – doch hält der Bücher Boom an?

Chart der Woche, 2023-KW27

6. Juli 2023

 

 

Ergebnis

Aktuell nimmt sich mehr als jeder dritte Bürger regelmäßig Zeit fürs Lesen und widmet sich mindestens einmal pro Woche einem Buch. Zusätzlich zur klassischen Lektüre greift in etwa jeder Siebte in seiner Freizeit auf die digitale Version seines Lesestoffs zurück und liest ein E-Book. Im Vergleich zu 2019 sind deutlich mehr Bürger für beide Varianten zu begeistern. Der Anteil der Buchleser ist in den letzten Jahren von 31 auf 35 Prozent angestiegen, während sich der Anteil der E-Booknutzer von 6 auf 14 Prozent sogar mehr als verdoppelt hat. Innerhalb der Bevölkerung zeigen dabei Frauen eine ausgeprägtere Neigung zum Lesen und sind sowohl häufiger für gedruckte Bücher als auch für E-Book Reader zu haben.

 

Gründe

Während der Pandemie haben die Bürger viel Zeit zu Hause verbracht und sich vermehrt dem Lesen gewidmet, um zu entspannen, zu lernen oder sich abzulenken und unterhalten zu lassen. Entsprechend haben viele das Lesen für sich (wieder) entdeckt. Die Möglichkeit kostengünstig, nachhaltig, unkompliziert und überall jedes Buch auf einem digitalen Endgerät zu lesen ist für zunehmend mehr Bürger attraktiv.
Dabei nahm das Angebot an neuen Titeln in Deutschland in den letzten Jahren immer weiter ab, ist aber mit zuletzt 70.000 nach wie vor sehr umfangreich.
Die Unterschiede beim Leseverhalten zwischen den Geschlechtern könnten auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden und lassen sich nicht pauschalisieren. Erkenntnisse aus der qualitativen Forschung zeigen die Bedeutung von sozialen Erwartungen und Normen, die Frauen eher zum Lesen ermutigen, während Männer dagegen vermehrt zu anderen Freizeitaktivitäten neigen. Zudem tendieren mehr Frauen als Männer zu individuellen und innerhäuslichen Freizeitaktivitäten und mehr Buchtitel sowie -themen sprechen gezielt Frauen an, was einen auf Frauen ausgerichteten Buchmarkt schließen lässt.

 

Prognose

Etwa zwei Drittel aller Bücher, die wir kaufen oder geschenkt bekommen, werden nicht gelesen. Trotzdem landen viele der Exemplare im Wohnzimmerregal – sind sie doch ein Spiegelbild der persönlichen Interessen, des Geschmacks und der Persönlichkeit. Auch galten und gelten Bücher als eine Art Statussymbol für Bildung, erweckt doch die Präsentation einer Büchersammlung nicht selten den Eindruck, dass der Besitzende Wert auf intellektuelle Aktivitäten oder auf lebenslanges Lernen legt. In Zukunft wird diese Darstellung jedoch an Bedeutung verlieren, da es heute deutlich mehr Möglichkeiten gibt, sich über seine Freizeitaktivitäten zu identifizieren. Auch spricht eine immer größere Konkurrenz durch ein stetig wachsendes (digitales) Freizeitangebot – gerade bei den nachwachsenden Generationen – gegen einen anhaltenden Leseboom. Aber natürlich werden es auch zukünftig viele Bürger genießen in einem spannenden Buch zu versinken, den Kindern eine Gutenachtgeschichte vorzulesen, am Strand bei einer unterhaltsamen Lektüre zu entspannen, sich für die Schule, die Uni oder den Beruf Wissen anzulesen oder einfach vor dem Schlafen noch einige Seiten zu lesen – jedoch tendenziell eben etwas seltener als bisher.

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
guels@zukunftsfragen.de

Beitrag teilen:

Ähnliche Beiträge