Die wachsende Angst vor Altersarmut: Gründe und Prognosen
Chart der Woche, 2023-KW43
26. Oktober 2023
Ergebnis
Für neun von zehn Bundesbürger stellt Altersarmut zukünftig ein ungelöstes Problem dar. Dabei ist es unerheblich, wie hoch das Alter, der Bildungsgrad oder das Einkommen sind, ob man auf dem Land oder in der Stadt lebt, männlich oder weiblich ist. Im Jahresvergleich zu 2016 erhöhte sich diese Sorge um sechs-, im Gegensatz zu 2008 sogar um 14 Prozentpunkte.
Gründe
Verschiedene Faktoren tragen zur wachsenden Sorge um Altersarmut bei. Erstens haben viele Bürger Schwierigkeiten, während ihrer Erwerbsphase ausreichend Rücklagen für das Alter zu bilden, sei es aufgrund niedriger Löhne, unstetiger Erwerbsbiografien, steigender Lebenshaltungskosten oder eines hohen Lebensstandards. Zweitens haben wirtschaftliche Krisen (u.a. bedingt durch Corona, Kriege und Inflation) sowie der Wandel in der Arbeitswelt (u.a. Kurzarbeit, Jobverlust, mehr prekären Arbeitsverhältnisse), das Vertrauen in die zukünftige Alterssicherung zunehmend untergraben. Drittens trägt auch die öffentliche Diskussion über Altersarmut dazu bei, welche angesichts einer steigenden Lebenserwartung, einer immer älter werdenden Bevölkerung und der derzeitigen Gefahr einer Rezession nicht unberechtigt ist.
Prognose
Die Befürchtungen der Bürger hinsichtlich einer zukünftigen Altersarmut werden sich mittelfristig nicht auflösen. Darauf weisen auch die hohen Zustimmungswerte von jüngeren und einkommensstarken Bevölkerungsgruppen hin, die tendenziell weniger gefährdet sind und dennoch von einer steigenden Verarmung im Alter ausgehen. Die wachsende Sorge in der Bevölkerung wird den politischen Druck erhöhen, zeitig umfassende Reformen in der Renten- und Sozialpolitik vorzunehmen. Jedoch werden politische Maßnahmen allein nicht ausreichen, um das Problem der Altersarmut nachhaltig zu lösen. Gefordert sind auch die Unternehmen, welche z.B. mithilfe von Betriebsrenten, Beteiligungen, flexiblen Arbeitszeitmodellen, Unterstützung für ältere Arbeitnehmer oder höheren Löhnen dieser Angst entgegenwirken können. Zusätzlich können auch die Bürger selbst durch eine private Alterssicherung, konsequente Weiterbildung aber auch durch geringere Ausgaben im Erwerbsalter dazu beizutragen, dass ein im Alter würdiges Leben führbar ist.