Freizeit im Zeichen der Hektik: Mehr tun in gleicher Zeit 

Forschung aktuell, 131

26. November 1996

(inkl. Grafiken wenn vorhanden)

Freizeit im Zeichen der Hektik: Mehr tun in gleicher Zeit

Aktueller BAT-Datenreport über die Freizeitgewohnheiten ‘96 erschienen

Die Freizeitbeschäftigung „Aus dem Fenster schauen“ ist heute fast ausgestorben und die alte Lebensregel „Eine Sache zu einer Zeit“ beinahe in Vergessenheit geraten. Die Deutschen leben immer mehr nach der Devise „Mehr tun in gleicher Zeit“. Im gleichen Maße, wie die Produktivität der Arbeitszeit steigt, versuchen die Bundesbürger die Attraktivität ihrer Freizeit zu steigern. Insbesondere junge Menschen wollen immer mehr in gleicher Zeit erleben. Dies belegt der jetzt veröffentlichte Datenreport ‘96 des Freizeit-Forschungsinstituts der British-American Tobacco, der 3.000 Personen ab 14 Jahren einen detaillierten Fragebogen mit über 50 Freizeitaktivitäten vorlegte.

Die Ergebnisse der 96er Repräsentativumfrage deuten darauf hin: Insbesondere die 14- bis 24jährigen Jugendlichen entwickeln sich zu einer neuen Generation, die alles sehen, hören, erleben und vor allem im Leben nichts verpassen will. Die Jugendlichen nehmen sich genausoviel Zeit für Fernsehen (89%) und Radiohören (70%) wie die übrige Bevölkerung auch. Zusätzlich aber sehen sie doppelt so oft Videofilme (47% – Gesamtbevölkerung: 23%) und hören doppelt so oft CD’s (74%, +37 Prozentpunkte im Vergleich zur Gesamtbevölkerung). Daneben bleibt noch Zeit zum Buchlesen (42%, +8), für die Beschäftigung mit Computer (29%, +17 ) und Videospielen (19%, +14). Die Hitliste der außerhäuslichen Freizeitaktivitäten der Jugendlichen wird angeführt vom Disco-Besuch (40%, +29), dem Feiern von Parties (37%, +22) und dem Besuch von Szene-Kneipen (36%, +15). Auf den nächsten Plätzen folgen Sporttreiben (35%, +19), Kinobesuch (34%, +24) und Einkaufsbummel (33%, +2).

Um keine Zeit zu verlieren, werden immer mehr Aktivitäten in der Freizeit ausgeübt und miteinander kombiniert. „Auf diese Weise nimmt die Konsumproduktivität zu, aber die freie Verfügbarkeit von Zeit ab“, so B·A·T Institutsleiter Prof. Dr. Horst W. Opaschowski. „Viele Freizeitbeschäftigungen werden im fast-food-Stil bzw. zeitgleich erledigt. Die Schnellebigkeit hat Oberflächlichkeit zur Folge.“ So liegt die Gesamtzahl der genannten einzelnen Freizeitaktivitäten bei 14- bis 24jährigen um ein Fünftel höher als im Durchschnitt der Bevölkerung.

Die Frage „Was zuerst?“ oder „Wieviel wovon?“ beantworten Jugendliche in ihrer Zeitnot mit Zeitmanagement: In die gleiche Zeit werden mehr Aktivitäten hineingepackt und untergebracht, schnell ausgeübt und zeitgleich erledigt. Alle Freizeitbeschäftigungen bekommen den Stempel der Hektik aufgedrückt. Opaschowski: „Die Jugendlichen müssen die Erfahrung machen: Auch Konsum konsumiert Zeit. Wer viel konsumieren will, leidet schnell unter Zeitnot.“ Auch wenn dabei die Ruhe zu kurz kommt, so nehmen sich junge Leute für eine Sache dennoch Zeit: Ausschlafen gehört bei ihnen mit 69 Prozent (Gesamtbevölkerung 50%) nach wie vor zu den besonders wichtigen Freizeitbeschäftigungen.

Der neue BAT-Datenreport „Freizeitaktivitäten ‘96“ enthält die kompletten Fragebögen und Auswertungstabellen mit zahlreichen soziodemographischen Merkmalen sowie eine Kommentierung von Prof. Dr. Horst W. Opaschowski. Der Band ist gegen eine Schutzgebühr von DM 98,- beim BAT Freizeit-Forschungsinstitut, Alsterufer 4, 20354 Hamburg ab sofort zu beziehen (Fax: 040 – 41513231).

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

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