Durchschnittlich 67 Euro pro Urlaubstag: Deutsche müssen auch im Urlaub rechnen 

Forschung aktuell, 173

3. Juli 2003

(inkl. Grafiken wenn vorhanden)

Durchschnittlich 67 Euro pro Urlaubstag: Deutsche müssen auch im Urlaub rechnen

"Reiselust – preisbewusst!" heißt die neue Devise der deutschen Urlauber. Die Reiselust bleibt ungebrochen, aber bei den Urlaubsausgaben schnallen die Bundesbürger den Gürtel immer enger. Erstmals seit Einführung des Euro hat das BAT Freizeit-Forschungsinstitut die tatsächlichen Geldausgaben deutscher Urlauber ermittelt. Die konkrete Fragestellung lautete: "Wenn Sie an die Reise denken und zu den Reise- und Unterkunftskosten alle Nebenausgaben (Essen, Trinken, Einkaufsbummel, Ausflüge, Trinkgelder u.a.) hinzuzählen, was hat Sie dann Ihre letzte Haupturlaubsreise tatsächlich im Durchschnitt pro Kopf gekostet?" Die Repräsentativerhebung ergab einen Durchschnittswert von 67 Euro pro Tag bzw. 998 Euro bei einer Durchschnittsreisedauer von 14,8 Tagen. Dies geht aus der Tourismusanalyse des BAT Freizeit-Forschungsinstituts hervor, in der repräsentativ 2.893 Urlauber danach gefragt wurden, was sie ihre letzte Urlaubsreise tatsächlich im Durchschnitt pro Kopf gekostet hat.

"Wenn es um Preisvergleiche geht, machen die Deutschen auch vor der Urlaubsreise nicht mehr Halt", so Prof. Dr. Horst W. Opaschowski, der Leiter des Instituts. "Reisen zu Discount-Preisen sind angesagt. Der Eindruck entsteht: Manche kaufen Preise – und keine Reise." Die Deutschen haben den Urlaub als Sparprogramm entdeckt: Sie verreisen kürzer, billiger und spontaner. Spätbucher, Billigflieger und Kurzreisende geben den Ton und Trend in dieser Reisesaison an.

Deshalb kommt es auch zu erheblichen Unterschieden zwischen einzelnen Reisezielen und Bevölkerungsgruppen. Jeder vierte Urlaubsreisende (26%) gab keine 500 Euro aus. Jeder siebte Urlauber (14%) ließ sich dagegen sein Urlaubsvergnügen dreimal so viel kosten, also über 1.500 Euro pro Person. Im Preisvergleich ist feststellbar: Die deutschen geben im Durchschnitt im Urlaub z.B. in Bayern (68,3 Euro pro Tag und Person) und an der Nordsee (66,7 Euro) mehr aus als bei einer Urlaubsreise in die Türkei (62,1) oder nach Kroatien/Slowenien (50,9).

Groß sind die Unterschiede hinsichtlich der einzelnen Reiseziele: Ein Spanienurlaub (70,9 Euro pro Tag) zählt mittlerweile zu den teuren Ferienangeboten, die nur noch von Reisen nach Österreich (72,2), Griechenland (72,6), Tunesien/Marokko (81,2), Ägypten (84,7), Australien (91,3) und den USA (104,8) übertroffen werden. Bei den Fernreisen muss zudem die Durchschnittsreisedauer berücksichtigt werden: Während ein Inlandsurlaub gerade einmal durchschnittlich 13,2 Tage umfasst, dauern USA-Reisen 21,6 und Reisen nach Australien 28,7 Tage.

Bemerkenswert bleibt auch die Tatsache, dass Männer im Urlaub insgesamt mehr ausgeben (1.049 Euro) als Frauen (951 Euro), Westdeutsche mehr (1.017) als Ostdeutsche (928) und Großstädter (1.084) mehr als Landbewohner (913). Und die teuersten Reisen leisten sich im Vergleich zu Familien mit Kindern (894 Euro pro Person) nicht die Singles (1.133), sondern die Doppelverdiener und kinderlosen Paare (1.176 Euro pro Person). "Neben Sonne, schöner Landschaft und der Sicherheit vor Ort wird der Preis der Reise zur wichtigsten Entscheidungsgrundlage für die Auswahl eines Reiseziels", so Professor Opaschowski. "Nur ein preiswertes Ferienangebot ist auch eine Reise wert: Lieber Last Minute als Urlaub auf Pump. Mit ihrem Urlaubsgeld gehen die Bundesbürger immer sparsamer um."
Trotz vorübergehender Umsatzeinbußen als Folge von Konjunktur-Flaute, Irak-Krieg und SARS-Seuche bleibt die Tourismusbranche eine Geldquelle ersten Ranges, die nach Berechnungen der Welttourismusorganisation (WTO) gut zehn Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts von mehr als 40 Billionen Euro erwirtschaftet – so viel wie keine andere Industrie.

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Ayaan Güls
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