Kein Strom aus Atom 

Forschung aktuell, 227

16. November 2010

(inkl. Grafiken wenn vorhanden)

Kein Strom aus Atom

Fast zwei Drittel der Bundesbürger sind bereit, mehr für Ökostrom zu zahlen

Seit über 40 Jahren nutzen die Deutschen Atomstrom. Laut der jüngsten Laufzeiten-Verlängerung wird dieses auch mindestens noch die nächsten 25 Jahre der Fall sein. Im Gegensatz dazu lässt sich allerdings derzeit ein gegenläufiger Trend bei den Privathaushalten beobachten: Fast zwei Drittel (61 %) der Bundesbürger wollen in den nächsten zehn Jahren regenerative Energien, z.B. Wasser-, Wind- oder Solarstrom, nutzen – selbst wenn diese teurer sind. Günstiger Atomstrom ist dagegen nur für eine Minderheit von 8 % der Deutschen relevant. Dieses geht aus einer aktuellen Untersuchung der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen hervor, in der 2.000 Personen ab 14 Jahren repräsentativ in Deutschland befragt wurden.
Professor Dr. Ulrich Reinhardt: „Die Bevölkerung ist mehrheitlich bereit, für Ökostrom zu zahlen. Wenn nur die Hälfte der Befürworter alternativer Energieformen wirklich umsteigt, wird sich der heutige Anteil am privaten Endenergieverbrauch von etwa 10 % in nur einem Jahrzehnt verdreifachen“.

Umweltbewusstes Verhalten lässt gleichzeitig nach
Jeder vierte Bürger will lieber das Leben genießen

Sind die Deutschen bereit, ihr persönliches Konsumverhalten wirklich zu ändern, um die Umwelt nachhaltig zu schützen? Über zwei Drittel (68 %) der Bundesbürger geben an, spürbare Einschränkungen hinzunehmen, wenn hierdurch Natur und Umwelt dauerhaft erhalten blieben. Vor allem Frauen (71 %) denken an die Zukunft und stellen persönliche Bedürfnisse zum Wohle der Natur zurück (bei den Männern sagen dies 64 %).
Allerdings ist im Zeitvergleich feststellbar: Die umweltbewusste Einstellung lässt nach (1984: 81 %, 2007: 71 %, 2010: 68 %). Dagegen steigt der Anteil der Deutschen, die das Leben weiterhin genießen wollen, auch wenn die Umwelt dadurch nachhaltig beeinträchtigt wird (1984: 16 %, 2007: 20 %, 2010: 25 %). Insbesondere die Jugend zeigt weniger Kompromissbereitschaft und will sich durch umweltschonendes Verhalten nicht einschränken lassen (1984: 17 %, 2007: 25 %, 2010: 31 %).
Reinhardt: „Zwar ist die junge Generation überdurchschnittlich häufig bereit, z. B. Solarzellen einzubauen, den Müll zu trennen oder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, aber auf die Urlaubsreise ins Ausland wollen sie nicht verzichten und auch beim Kauf von Bioprodukten oder der Einsparung von Wasser und Strom zeigt die junge Generation weniger Bereitschaft als der Rest der Bevölkerung.“ So überrascht es auch nicht, dass nur zwei von fünf jungen Menschen (42 %) angeben, in den vergangenen Jahren umweltbewusster geworden zu sein – 2007 war es noch jeder Zweite (53 %). Aber nicht nur bei den 14- bis 34-Jährigen entwickelt sich das Umweltverhalten nicht weiter: Lediglich jeder zweite Deutsche (48 %) gibt an, heute umweltbewusster als in der Vergangenheit zu leben. 2007 sagten dieses noch 60 %.
„Für die Deutschen und insbesondere die junge Generation wird die eigene Lebensqualität zunehmend genauso erhaltens- und schützenswert wie die Natur und Umwelt. Die Aufforderung zum Verzichten – im Sinne eines Zurückdrehens des Status quo – mit der Konsequenz, Einbußen in der Lebensqualität hinnehmen zu müssen, wird scheitern. Das Rad muss vielmehr nach vorne gedreht werden – durch den Ausbau von ressourcenschonenden Energieformen und Technologien“, so Reinhardt.

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

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