Warum die Deutschen keine Kinder bekommen – und welche Lösungsansätze die Bürger vorschlagen
Weshalb aber werden in Deutschland so wenige Kinder geboren? Ist es der fehlende Partner oder sind es die mangelhaften Voraussetzungen, um Beruf und Familie zu vereinen? Ist es der Egoismus des Einzelnen oder ungenügende gesellschaftliche Anerkennung?
Die Mehrheit der Bundesbürger nennt drei wesentliche Gründe als ausschlaggebend für die geringe Anzahl an Familiengründungen:
- Der Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit.
- Die Sorgen vor den finanziellen Aufwendungen für den Nachwuchs.
- Der persönlich höhere Stellenwert der eigenen Karriere gegenüber der Familiengründung.
Dies geht aus einer aktuellen Repräsentativbefragung der gemeinnützigen Stiftung für Zukunftsfragen, eine Initiative von British American Tobacco, hervor, für die 2.000 Personen ab 14 Jahren befragt wurden.
„Viele Deutsche haben schlichtweg Angst vor der Familiengründung“, so Professor Dr. Ulrich Reinhardt, der Wissenschaftliche Leiter der Stiftung. Es ist die „Angst, die eigene Autonomie zu verlieren, Angst vor den Kosten, Angst, die eigenen Karrierechancen zu verbauen, Angst vor Scheidung, dem falschen Zeitpunkt oder den Zukunftsperspektiven für den eigenen Nachwuchs“ summiert Reinhardt.
Des Weiteren werden die fehlenden staatlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen für Familien bemängelt: Die Argumente reichen von fehlenden Kindergartenplätzen über familienunfreundliche Städte bis zum geringen gesellschaftlichen Stellenwert von Familien.
Frauen vermissen vor allem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Innerhalb der Bevölkerung sind unterschiedliche Gründe von Bedeutung. So führen Westdeutsche eher den fehlenden Partner an (West: 41%; Ost: 32%), Ostdeutsche bemängeln dagegen die staatlichen Rahmenbedingungen (West: 43 %; Ost: 58 %).
Große Abweichungen zeigen sich auch bei der Unterteilung nach dem Nettohaushaltseinkommen. So sehen die Besserverdienenden die eigene berufliche Laufbahn als bedeutender als eine Familiengründung an (ab 2.500 EUR monatliches Nettohaushaltseinkommen: 56 %; unter 1.000 EUR: 45 %).
Geringverdiener glauben hingegen seltener an „den Partner fürs Leben“ und fürchten, dass ihr Kind bei nur einem Elternteil aufwachsen würde (ab 2.500 EUR monatliches Nettohaushaltseinkommen: 19 %; unter 1.000 EUR: 32 %). Zudem bemängeln sie deutlich häufiger die fehlenden staatlichen und gesellschaftlichen Voraussetzungen (Besserverdiener: 43 %; Geringverdiener: 56 %).
Die Schwierigkeit, Beruf und Familie zu vereinbaren, wird besonders häufig von berufstätigen Frauen als Argument gegen eine Familiengründung angeführt (berufstätige Frauen: 52 %; berufstätige Männer: 44 %). Diese Gruppe befürchtet darüber hinaus vermehrt, dass ihre Kinder in Zukunft kein sicheres und sorgenfreies Leben führen können (berufstätige Frauen: 50 %; berufstätige Männer: 45 %).