BAT-Stiftung für Zukunftsfragen veröffentlicht neue Publikation zu Europa
Europa als Zukunftschance
Mehrheit der Europäer ist sich sicher: Die Zukunft Europas kann nur gemeinsam gelingen
Trotz der derzeitigen Diskussion um Eurobonds und mögliche Staatspleiten, um Rettungsschirme und Schuldenunion, ist sich die Mehrheit der Europäer sicher, dass die Zukunft Europas nur gemeinsam gelingen kann und sich die einzelnen Staaten daher gegenseitig unterstützen müssen. Zu diesem Ergebnis kommt die heute in Berlin vorgestellte neueste Europa-Studie der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen, eine Initiative von British American Tobacco, mit dem Titel ‚United Dreams of Europe’, für die repräsentativ über 15.000 Europäer in 13 Nationen befragt wurden.
Innerhalb der EU betonen die Griechen, Italiener und Dänen besonders häufig die Bedeutung der Solidarität. Dagegen stimmen vor allem die Österreicher und Niederländer dieser Forderung nur zurückhaltend zu und fordern stattdessen eher eine Konzentration auf nationale Interessen. Diese Einstellung teilen auch die EU-Anrainerstaaten Russland und die Türkei. Die Zustimmung in Deutschland ist ebenfalls unterdurchschnittlich – wobei sich vor allem die Ostdeutschen und formal niedrig gebildeten Bundesbürger (jeweils 39%) zurückhaltend äußern.
Der Wissenschaftliche Leiter der Stiftung, Professor Dr. Ulrich Reinhardt, bewertet die überwiegende Zustimmung positiv: „Die Mehrheit der Europäer hat erkannt, dass die Nationalstaaten allein mit den zahlreichen künftigen Herausforderungen überlastet sind. In Zukunft werden europäische Interessen daher immer öfter auch zu nationalen Interessen. Ohne ein starkes Europa sind die wirtschaftliche Stärke, die innere und äußere Sicherheit, die globale politische Bedeutung, der Lebensstandard sowie die Lebensqualität in ganz Europa in Gefahr.“
Rückkehr zu D-Mark, Lira oder Franc ist keine Alternative
Eine Rückkehr zu einem „alten Europa“ mit unterschiedlichen Nationalwährungen wünscht sich dagegen nur eine Minderheit der Europäer. Lediglich etwa jeder Vierte (28%) kann sich dieses Szenario vorstellen. Vor allem die junge Generation (unter 35 Jahre: 23%) kann mit diesem Rückschritt wenig anfangen.
Angesichts der derzeitigen Situation in Griechenland mag das Ergebnis des Ländervergleichs überraschen, denn eine Mehrheit der Helenen kann sich dieses Szenario vorstellen (54%). Ob die Griechen die Folgen und Auswirkungen tatsächlich abschätzen können oder eher die Vergangenheit verklärt betrachten, bleibt unbeantwortet. Eine ebenfalls überdurchschnittliche Zustimmung äußern die beiden Hauptbeitragszahler Frankreich und Deutschland. In beiden Ländern ist die Sorge groß, den eigenen Wohlstand nicht weiter erhalten zu können, bzw. dass sich der „Wohlstands-Vorsprung“ zu anderen Nationen verringert. Wenig überraschend sind dagegen die geringen Zustimmungen der Länder mit eigenen Währungen wie Russland und Polen, der Türkei oder Großbritannien.
Europa als Zukunftschance
Das zusammenwachsende Europa bietet diverse Optionen und Potenziale. Das meinen immerhin zwei Fünftel der Europäer. In Italien, Dänemark und Griechenland glaubt sogar eine jeweilige Mehrheit der Bürger an die positiven Effekte eines geeinten Europas. Dagegen können sich die Briten und Niederländer die Vorteile eines zusammenwachsenden Kontinents nur begrenzt vorstellen. Selbst die Nicht-EU-Staaten Türkei, Russland und Schweiz zeigen diesbezüglich mehr Vorstellungskraft.
Beim Vergleich nach Lebensphasen zeigt die Generation der unter 24-Jährigen mehr Zustimmung zu Europa als die älteren Generationen. Neben dem Alter erweist sich der Bildungsgrad als ein entscheidender Faktor für eine pro-europäische Sichtweise: In fast allen Ländern ist die Zustimmung für Europa – also bei der Solidarität für andere Nationen, bei der Identifikation mit Europa oder der Einstellung, dass Europa eine große Zukunftschance darstellt – bei den Höhergebildeten nahezu doppelt so hoch, wie bei den Bürgern mit einem niedrigeren Bildungsniveau.
Ausblick
„Wüsste ich etwas, das zwar nützlich für mich sein könnte, aber schädlich für meine Familie, so würde ich es mir aus dem Kopf schlagen. Wüsste ich etwas, das zwar nützlich für meine Familie sein könnte, aber schädlich für meine Nation, so würde ich mich bemühen, es zu vergessen. Und wüsste ich etwas, das zwar meiner Nation nützlich sein könnte, aber schädlich für Europa und die Menschheit, so würde ich es als ein Verbrechen ansehen." (Charles de Montesquieu, 1748)
Greifen die Europäer in der Gegenwart die Gedanken des Wegbereiters der Französischen Revolution auf? Oder laufen sie Gefahr, sich gegenteilig zu verhalten und die Anliegen Europas zugunsten der eigenen Nation zu opfern? Gerade die Angst vieler Deutschen, für die Schulden anderer Nationen aufkommen zu müssen, ist zu einfach gedacht. Deutschland profitiert im Besonderen von einer stabilen Euro-Region. Alle Bürger müssen sich daher die Frage stellen, ob es bei einem Verzicht von einigen nationalen Vorteilen langfristig nicht mehr zu gewinnen als zu verlieren gibt.
Zum Buch „United Dreams of Europe“
Zum anderen wurde ein repräsentativer Querschnitt der europäischen Bevölkerung befragt. Stellvertretend für die Bürger der Europäischen Union wurden über 11.000 Bürgerinnen und Bürger in zehn Mitgliedstaaten persönlich interviewt. Zusätzlich wurden über 4.000 Bewohner der Schweiz, der Türkei und Russlands befragt, da auch sie einen Einfluss auf die Zukunft Europas haben.
Die Ergebnisse zeigen die Ängste und Hoffnungen der Bevölkerung und verdeutlichen die Chancen, aber auch die Herausforderungen eines geeinten Europas.
Das mehr als 350 Seiten umfassende Buch beinhaltet über 100 Grafiken und ist ab heute im Buchhandel erhältlich:
„United Dreams of Europe“
CH GOETZ Verlag, Rottach-Egern, ISBN: 987-3-9813783-0-6, Preis: 22,90 Euro
Besuchen Sie auch unsere Website zum Projekt: www.uniteddreamsofeurope.eu