Jahresausblick 2012: Die Deutschen zwischen persönlichem Optimismus und wirtschaftlich-politischem Pessimismus 

Forschung aktuell, 235

28. Dezember 2011

(inkl. Grafiken wenn vorhanden)

Jahresausblick 2012: Die Deutschen zwischen persönlichem Optimismus und wirtschaftlich-politischem Pessimismus

Drei von fünf Bundesbürgern (60%) blicken mit Zuversicht auf das kommende Jahr – zumindest, wenn es das eigene Leben betrifft. Gleichzeitig ist die Sorge vor einer Rezession in Deutschland groß. So erwarten drei Viertel der Befragten (72%) für das kommende Jahr zunehmende wirtschaftliche Probleme. Parallel nähert sich das Vertrauen in die Politik dem Nullpunkt: Lediglich jeder sechste Bürger (15%) glaubt, dass Politiker im Jahr 2012 an Zustimmung aus der Bevölkerung gewinnen werden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie der Stiftung für Zukunftsfragen, eine Initiative von British American Tobacco, für die 1.000 Bundesbürger repräsentativ befragt wurden.

2012: Wirtschaft

Die Wirtschafts-, Finanz-, Banken-, Schulden- und Eurokrisen haben Spuren hinterlassen. Nur etwa jeder vierte Bundesbürger (28%) erwartet für das kommende Jahr eine wachsende Wirtschaftsleistung in Deutschland. Besonders in Ostdeutschland (17%) ist die Hoffnung auf Wachstum gering. Aber auch bei der Landbevölkerung, bei Familien und bei älteren Bürgern ist die Skepsis überdurchschnittlich hoch und der Glaube an einen Aufschwung entsprechend gering. Der Wissenschaftliche Leiter der Stiftung, Professor Dr. Ulrich Reinhardt: „In wirtschaftlich unsicheren Zeiten sorgen sich viele Bürger, zukünftig zu den Verlierern der Gesellschaft zu gehören. Und während die Hoffnung auf Besserung schwindet, nimmt die Angst einer weiter voranschreitenden Spaltung der Gesellschaft in Krisengewinner und -verlierer zu.“

2012: Politikvertrauen

Das Vertrauen in die Politiker droht 2012 einen neuen Tiefpunkt zu erreichen. Es sind vor allem die Ostdeutschen (92%), Familien (91%) und Ruheständler (90%), die den Glauben an und in die Volkvertreter nahezu komplett verloren haben. Gründe für den massiven Vertrauensverlust gibt es etliche: Viele Bundesbürger bemängeln, dass Politiker heute keine moralischen Vorbilder mehr darstellen oder dass immer weniger Politiker noch für Werte wie Vertrauen, Verlässlichkeit und Ehrlichkeit stehen bzw. diese vorleben. Ebenso macht sich bei vielen Befragten gegenwärtig ein Gefühl von Gleichgültigkeit und Resignation breit. Die politisch diskutierten Themen erscheinen zu komplex oder zu verworren und Wahlen werden als unwichtig eingeschätzt – nicht zuletzt auf Grund der Angst, durch Wahlversprechen belogen zu werden. Reinhardt: „Um das Vertrauen der Bürger zurück zu gewinnen, sollten Politiker mehr Verlässlichkeit, stärkeres Eigenprofil und realistische Perspektiven bieten, statt durch Austauschbarkeit, Inszenierung und Denken in Legislaturperioden in Erscheinung zu treten. Darüber hinaus müsste ein aktiver und verbesserter Vermittlungsprozess sowie eine ehrliche Kommunikation zwischen Bürgern und Politikern stattfinden.“

Vordringlich zu lösende Probleme aus Sicht der Bevölkerung

Die Bevölkerung hat konkrete Vorstellungen darüber, welchen globalen Herausforderungen sich künftig vorrangig gewidmet werden soll. Ganz oben steht dabei die Regulierung der Finanzmärkte. War es vor einem Jahr nur etwa jeder vierte Bürger (2010: 26%), der dies forderte, hat sich dieser Wert mittlerweile nahezu verdoppelt (2011: 46%). Vor allem Familien und Jungsenioren (52% bzw. 54%) wünschen sich mehr staatliche Einflussnahme auf die Geschäfte der Banken und Investoren. Im Jahresvergleich stieg auch die Forderung nach einer Bekämpfung des Klimawandels (2010: 28%, 2011: 40%) deutlich. Reinhardt: „Fukushima änderte zwar nicht alles, aber doch vieles. Jetzt muss auf dem Erreichten aufgebaut werden und der Schritt von einem veränderten Umweltbewusstsein zu einem veränderten Umweltverhalten gegangen werden.“ Weiterhin wichtige Herausforderungen blieben aus Sicht der Bevölkerung die Bekämpfung von Armut und Hunger sowie die Verhinderung von Kriegen und Konflikten. Leicht an Bedeutung verloren haben dagegen Bildungsoffensiven und Bekämpfung von Krankheiten und Infektionen wie Malaria oder Aids.

Trotz allem: Die Mehrheit der Bevölkerung blickt hoffnungsvoll auf 2012

Die Angst vor einer wirtschaftlichen Rezession ist groß. Das Vertrauen in die Politik ist kaum noch vorhanden. Die Liste der globalen Herausforderungen ist lang. Dennoch blickt eine deutliche Mehrheit (60%) der Bundesbürger mit Zuversicht auf das kommende Jahr. Vor allem die jungen Deutschen (70%) blicken optimistisch auf 2012. Reinhardt: „Trotz vieler Unsicherheiten will gerade die nachwachsende Generation das Beste aus dem Leben machen und konzentrieren sich vermehrt auf ihre Chancen als auf die Probleme und Risiken. Diesen Optimismus gilt es zu fördern und  zu unterstützen, denn die Zukunft Deutschlands liegt in jedem Fall bei der nachkommenden Generation – auf sie müssen, sollten und können wir vertrauen.“

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

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