Stiftung für Zukunftsfragen stellt 28. Deutsche Tourismusanalyse vor 

Forschung aktuell, 236

8. Februar 2012

(inkl. Grafiken wenn vorhanden)

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Stiftung für Zukunftsfragen stellt 28. Deutsche Tourismusanalyse vor

Urlaub bleibt auch 2012 das Highlight des Jahres
Fast die Hälfte der Deutschen sitzt auf gepackten Koffern

Die Urlaubsreise behält auch 2012 ihre Faszination und die Reiselust der Bundesbürger ist ungebrochen. 45 Prozent der Deutschen sitzen gedanklich schon auf gepackten Koffern und planen fest, 2012 wenigstens eine Reise von mindestens fünf Tagen Dauer zu unternehmen. Mehr als jeder neunte Bürger (11,3%) will in diesem Jahr sogar mehrfach verreisen. Ein weiteres Drittel (33%) der Bevölkerung äußert sich noch zurückhaltend bei seiner Urlaubsplanung und ist unsicher, ob 2012 eine Reise unternommen wird. Dagegen ist bisher lediglich etwa jeder fünfte Bundesbürger (22%) sicher, in diesem Jahr nicht zu verreisen. Dies geht aus der 28. Deutschen Tourismusanalyse der STIFTUNG FÜR ZUKUNFTSFRAGEN, eine Initiative von British American Tobacco, hervor, für die 4.000 Bundesbürger ab 14 Jahren nach ihrem Urlaubsverhalten 2011 und ihrer Reiseabsicht für 2012 befragt wurden.
„Die Tourismusbranche kann aufatmen und sich in diesem Jahr auf stabile bis leicht steigende Gästezahlen einstellen“, so Professor Dr. Ulrich Reinhardt, der Wissenschaftliche Leiter der Stiftung. „Die Deutschen werden auch 2012 lieber im Alltag den Gürtel etwas enger schnallen als die ‚besten Wochen des Jahres‘ daheim zu verbringen. Urlaub ist und bleibt für die meisten Bundesbürger das Highlight des Jahres.“

Reiseziele 2012
Urlaub in Deutschland ist wieder gefragt und angesagt

Das Motto der Zukunft lautet: „Zurück in die Vergangenheit“. Vor 20 Jahren verbrachte knapp jeder zweite Deutsche seinen Urlaub im eigenen Land (1991: 48%). Vor zehn Jahren war es dagegen nur noch etwa jeder Dritte (2001: 33%), der sich für eine Destination innerhalb Deutschlands entschied. Für die letzten Jahre ist jedoch eine Renaissance der deutschen Feriengebiete nachweisbar. Diese Beliebtheit wird sich auch 2012 fortsetzen. Fast jeder Vierte plant schon jetzt fest seinen Urlaub zwischen den deutschen Küsten und Bergen zu verbringen. Die Prognose der Stiftung lautet: Insgesamt zwei Fünftel aller Reisenden werden 2012 ihre Ferien im Inland verbringen.
Auf ein stabiles Urlauberaufkommen können sich die meisten europäischen Destinationen einstellen. Spanien bleibt dabei das beliebteste Auslandsreiseziel vor Italien. Auf den weiteren Plätzen folgen die Türkei, Österreich und Kroatien. Fernreisen bleiben auch in diesem Jahr beliebt, wobei die Gästezahlen stark nach Zielgebieten variieren werden: Während die USA und Kanada, die Karibik und Mittelamerika und vor allem asiatische Länder zahlreiche Gäste erwarten können, ist die Skepsis bezüglich nordafrikanischer Ziele hoch.
Alle Reiseziele vom Schwarzwald bis in die Südsee und von der Nordsee bis nach Nordamerika können jedoch weiterhin auf die große Gruppe der Unentschlossenen hoffen, die nur auf das richtige Angebot warten, um dann in den Urlaub zu entschwinden.

Rückblick auf die Reisesaison 2011
Pragmatisch statt panisch

„Es deutet vieles darauf hin, dass die Bundesbürger wieder mehr reisen werden. Das Vertrauen ist zurück, die Grundstimmung positiv. Die Deutschen wollen wieder mehr unterwegs sein und zeigen folgerichtig ihre Reiselust“, so lautete die letztjährige Reiseprognose der Stiftung für Zukunftsfragen zur Reisesaison 2011. Genauso ist es gekommen. Trotz anhaltender Diskussion um Rettungsschirme und Euro-Krise, trotz Nuklear- und Naturkatastrophen steigerte sich die Reiseintensität der Bundesbürger im zweiten Jahr in Folge leicht auf 53 Prozent (2010: 52% – 2009: 50%).
Innerhalb der Bevölkerung zeigte sich dabei ein uneinheitliches Bild. So war Bildung ein entscheidendes Merkmal, ob verreist wurde oder nicht. Je höher der formale Bildungsgrad, desto höher war auch die Reiseintensität – Hauptschulabsolventen (39%) verreisten etwa nur halb so oft wie Hochschulabsolventen (76%). Auch mit steigendem Einkommen stieg die Reiselaune. Während nicht einmal jeder dritte Geringverdiener (32%) in den Urlaub fuhr, waren es bei den Besserverdienenden mehr als drei Viertel (77%).
Groß blieben auch die Unterschiede innerhalb der Lebensphasen: „Vor allem kinderlose Paare und Jungsenioren zeigten sich auch 2011 als besonders reisefreudige Zielgruppen. Beide verfügen relativ frei über ihre Zeit, haben Geld und sind unabhängig, sodass sie auch weiterhin bekannte Urlaubsdestinationen besuchen und neue Reiseziele entdecken können.
Ungewiss bleibt dagegen die Zukunft des Tourismus im Familiensegment: Im Vergleich zum Reisejahr 2010 verringerte sich der Anteil der Reisenden dieser Bevölkerungsgruppe erneut um zwei Prozentpunkte. Familienurlaub wird zunehmend zu einem Luxus, den sich zukünftig nur noch jede zweite Familie leisten kann“, so Professor Reinhardt.

Inlandsreiseziele 2011
Mehr Gäste in Bayern als an der Ostsee

Deutschland war auch 2011 das mit großem Abstand beliebteste Urlaubsziel der Bundesbürger. Mit 37 Prozent verbrachten mehr Urlauber ihre Ferien zwischen Flensburg und Oberstdorf als in den fünf beliebtesten Auslandsdestinationen (Spanien, Italien, Türkei, Österreich, Kroatien) zusammen.
Allein die bayrischen Feriengebiete zogen mehr Gäste an als Nordafrika, Asien, Nordamerika und die Karibik zusammen. Das Reiseziel Bayern konnte dabei seinen Marktanteil um rund ein Zehntel auf neun Prozent steigern und somit erstmals seit Jahren die Ostseeküste vom Spitzenplatz verdrängen. Zulegen konnten auch die Urlaubsregionen in Baden-Württemberg. Einbußen mussten dagegen die Reisegebiete in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern hinnehmen, die stärker unter dem „schlechten Sommer“ zu leiden hatten als andere deutsche Feriendestinationen.

Europäische Auslandsreiseziele 2011
Italien gewinnt – Griechenland verliert

Im Vergleich zum Vorjahr konnte Spanien seinen Marktanteil leicht steigern (+0,4 Prozentpunkte) und blieb somit auch 2011 die unangefochtene Nummer 1 der ausländischen Feriengebiete. Auf dem zweiten Platz der beliebtesten deutschen Auslandsreiseziele konnte sich Italien von der Türkei absetzen.
Während Italien mehr deutsche Urlauber bei sich begrüßen konnte (+1,6 Prozentpunkte), musste die Türkei einen leichten Rückgang (?0,3 Prozentpunkte) verbuchen. Gleiches traf auch auf Österreich zu, das sein Vorjahresniveau nicht halten konnte. Die Diskussionen um Staatspleite und Rettungsschirme haben zudem deutlich weniger Deutsche in die griechischen Feriengebiete fliegen lassen. Innerhalb von zwei Jahren hat sich der Anteil deutscher Urlauber in Griechenland auf zwei Prozent verringert und somit um rund ein Drittel reduziert (2009: 3,3%).

Fernreiseziele 2011
Nordafrika verliert Marktanteile

Das Fernreisesegment zeigte 2011 ein uneinheitliches Bild. Die Aufstände und Veränderungen in Ägypten und Tunesien haben den nordafrikanischen Ferienzielen insgesamt ein deutliches Minus beschert. Nur mehr 2,4 Prozent der Deutschen besuchten in der abgelaufenen Urlaubssaison die Strände der südlichen Mittelmeerküste – 2010 waren es noch rund 50 Prozent mehr Gäste. Dagegen konnten asiatische – trotz der Unruhen in Thailand und der Atomkatastrophe von Fukushima – sowie nordamerikanische Ziele – trotz Hurrikans an der Ostküste und Tornados im Landesinneren – fast im selben Umfang zulegen.

Reisedauer 2011
Nur noch 12,4 Tage dauert der Urlaub

Urlaub blieb auch 2011 die „populärste Form des Glücks“ – jedoch währte dieses Glück im Schnitt nur noch 12,4 Tage. Damit reduzierte sich die Reisedauer im Vergleich zum Vorjahr leicht (2010: 12,5 Tage), im Kontrast zu 2001 jedoch deutlich (2001: 14,7 Tage).
Vor allem längere Reisen fanden immer seltener statt. Ein Urlaub mit einer Dauer von zwei Wochen oder länger leistete sich nur mehr jeder vierte Reisende (26%). Erstmals in der fast 30-jährigen Geschichte der Tourismusanalyse war damit der Anteil derjenigen, die zwischen 5 und 13 Tagen in die Ferien fuhren (27%), größer als der der Langzeiturlauber (über 14 Tage: 26%). Die Verkürzung der Urlaubszeit traf besonders die inländischen Destinationen – der Urlauber war zwar schnell da, aber auch schnell wieder weg. Weniger als zehn Tage, und damit fast einen halben Tag weniger als noch im Vorjahr (2010: 10,3 Tage), verweilte der Deutsche bei einem Urlaub im eigenen Land. Wer dagegen eine Fernreise antrat, der blieb fast doppelt so lange unterwegs und auch innerhalb Europas verweilte der Gast drei Tage länger als im Inland.

Reiseausgaben 2011
Rund 1.000 Euro kostet der Urlaub

Genau 1.012 Euro bzw. 81 Euro pro Tag ließen sich die Deutschen ihren Urlaub durchschnittlich pro Person kosten. In dieser Summe waren nicht nur die reinen Reise- und Unterkunftspreise enthalten, sondern auch alle Nebenausgaben – von Ausflügen über Souvenirs bis zu Trinkgeldern. Im Vergleich zum Vorjahr (2010: 944 EUR) erhöhten sich die Gesamtausgaben damit deutlich um 68 Euro pro Person und Reise. Abhängig von der Urlaubsdestination fielen hierbei unterschiedliche Kosten an:

  • Bei einem Urlaub im Inland betrugen die Tageskosten 73 Euro, innerhalb Europas durchschnittlich 79 Euro und für eine Fernreise fielen Kosten von 105 Euro pro Tag an.
  • Ein Urlaubstag kostete in Spanien 89 Euro, in Österreich 86 Euro und der Türkei 84 Euro – günstiger waren Ziele in Italien (80 EUR), in Griechenland (69 EUR) oder in Kroatien (64 EUR).
  • Am teuersten war ein Urlaubstag in den USA (133 EUR) und am preiswertesten in Polen (56 EUR).
  • Mit 715 Euro war ein Urlaub im Inland über 300 Euro günstiger als ein Urlaub in Europa (1.029 EUR).
  • Fernreisen kosteten mit 1.967 Euro mehr als das Zweieinhalbfache eines Deutschlandurlaubs – dauerten aber auch deutlich länger.

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Die Studie zur Deutschen Tourismusanalyse 2012 (28. Deutsche Tourismusanalyse) ist ab sofort als Druck-Publikation oder pdf-Version zum Preis von 14,90 Euro erhältlich (hier bestellen).

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Ayaan Güls
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