Deutsche würden eher auf Internet als auf Fernsehen verzichten – Jung und Alt trennen mediale Welten
Genau diese Fragen hat die Stiftung für Zukunftsfragen, eine Initiative von British American Tobacco, repräsentativ über 2.000 Bundesbürgern ab 14 Jahren gestellt. Das Ergebnis ist eindeutig: Lediglich jeder dritte Bundesbürger (32%) kann sich vorstellen, ein Jahr auf die Programme der privaten und öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten zu verzichten. Im Gegensatz dazu würden mehr als zwei Drittel der Deutschen (68%) dem Surfen im Internet entsagen. Allerdings setzen Jung und Alt deutlich unterschiedliche Prioritäten. So bleibt für die unter 29-Jährigen das Internet die unangefochtene Nummer 1. Nur etwa jeder vierte junge Deutsche kann sich ein Leben ohne Google, Facebook und Co. noch vorstellen. „Die Angebote des Fernsehens wie z. B. Informations- und Unterhaltungssendungen sind für sie auch im Internet verfügbar. Zusätzlich aber stellt das World Wide Web in ihren Augen ebenfalls ein Kommunikations-, Wissens- und Spieleinstrument dar, das aus ihrem Alltag kaum mehr wegzudenken ist“, so Professor Dr. Ulrich Reinhardt, der Wissenschaftliche Leiter der Stiftung.
Jedoch nimmt diese Begeisterung für das Netz mit dem Alter sukzessive ab. Bereits die Mehrzahl der 30- bis 39-Jährigen würde eher auf das Internet als auf den Fernseher verzichten. Bei den 40- bis 49-Jährigen sind es sogar zwei Drittel, bei den 50- bis 59-Jährigen gar drei Viertel und bei den über 60-Jährigen sprechen sich fast alle unisono für das Fernsehprogramm aus.
Berufseinstieg und Familiengründung führen zum Einbruch bei der Internetnutzung
Die private Nutzung des Internets ist im Jugend- und jungen Erwachsenenalter am höchsten. Jedoch nimmt diese mit dem Eintritt in den Berufsalltag deutlich ab. Die meisten erwerbstätigen Deutschen machen es sich gegenwärtig nach Feierabend lieber passiv vor dem Fernseher bequem, um am nächsten Tag wieder fit bei der Arbeit zu sein, als sich aktiv durch die grenzenlosen Angebote im Netz zu klicken. Ein weiterer Einschnitt bei der Internetnutzung vollzieht sich in der Zeit der Familiengründung, wodurch sich die Prioritäten im Leben häufig neu definieren. Reinhardt: „Die Zeit ist schon heute die kostbarste Ressource in der Freizeit. In den durchschnittlich 3 Stunden und 10 Minuten Freizeit, die Eltern gegenwärtig nach Feierabend zur freien Verfügung haben, müssen sämtliche Bedürfnisse befriedigt werden. Neben den persönlichen Hobbies und Interessen, der eigenen Erholung und Entspannung sind dies auch alle sozialen Kontakte mit Partner, Kindern, Freunden und Verwandten, den Nachbarn, Kollegen und Bekannten. Die nachkommende Generation wird sich sehr ähnlich verhalten, wenn sie in die Berufswelt einsteigt und Nachwuchs hat. Insofern ist es eher unwahrscheinlich, dass die heutige Jugend ihre starke Internetaffinität im Erwachsenenalter beibehält.“
Unabhängig von der tatsächlichen Nutzung erwarten die Wissenschaftler jedoch eine sich fortsetzende technische Verschmelzung von beiden Geräten. Aber auch wenn heute schon Fernseher Internet-tauglich sind und sich Fernsehprogramm im Netz abrufen lassen – die Möglichkeiten sagen nichts über den tatsächlichen Gebrauch und die wahren Bedürfnisse der Deutschen aus.
Drei von fünf Deutschen verzichten lieber auf das Internet als auf die Zeitung
Auch im Vergleich mit der Zeitung schneidet das Internet nur bei den jungen Generationen besser ab. Im Bundesdurchschnitt würden 58 Prozent eher auf das Internet als auf die Zeitung verzichten. Jedoch würde lediglich jeder zehnte Jugendliche das Internet ein Jahr lang missen, wohingegen sich dieses 95 Prozent der Ruheständler vorstellen könnten.
Auch hier kommt die Studie zu zwei ebenso einfachen wie nachvollziehbaren Erklärungsansätzen. Erstens ist für viele das Zeitungslesen technisch deutlich einfacher und stellt eine Zeitersparnis dar. Die Zeitung liegt am Morgen im Briefkasten, kann in den öffentlichen Verkehrsmitteln ebenso gelesen werden wie abends im Bett. Dagegen müssen nach dem Hochfahren des PCs die Nachrichten erst aktiv gesucht oder aufgerufen werden und für die meisten Deutschen ist der Computer nicht flexibel und leicht genug, um überall mit hingenommen zu werden. Zweitens überzeugt die Zeitung die meisten Deutschen durch ihre gefilterten Informationen. Im Gegensatz zur Datenvielfalt im Netz offeriert die Zeitung stets nur eine Auswahl an Informationen und Meinungen. Dieser Vorauswahl vertrauen die Bundesbürger eher als dem Internet.
Mit Spannung beobachtet die Stiftung die Entwicklungen bei den Tablet-PCs und Smartphones, die langfristig durchaus zu einer Konkurrenz werden könnten, da sie einfach mitgeführt werden können – jedoch derzeit weder von jedem bezahlbar noch benutzbar sind.