Arbeiten nach dem Jahr 2000: Freizeitwerte verändern das Arbeitsleben.
Wer darauf hofft, nach dem Jahr 2000 sei die Arbeit so gut wie abgeschafft und die Freizeit mache das eigentliche Leben aus, den wird der Blick des BAT Freizeit-Forschungsinstituts in die Zukunft überraschen. Denn die neue Studie „Wie arbeiten wir nach dem Jahr 2000?“, die anläßlich des 10jährigen Bestehens des Instituts in Hamburg vorgestellt wurde, prognostiziert, die alten Arbeitstugenden Fleiß, Pflichterfüllung und Ehrgeiz beherrschen das Arbeitsleben unverändert auch im nächsten Jahrtausend.
Ein erfülltes Leben führt nur, wer auch bereit ist, leistungsorientiert zu arbeiten. Die Begründung: Die Freizeit, wenn sie qualitativ befriedigen soll, wird immer Geld kosten. Und – noch wichtiger – das Wohlbefinden der Menschen wird zunehmend abhängen vom Lebensgenuß in der Freizeit und in der Arbeit.
Herausforderung für die Zukunft: Mehr Lebensqualität in der Arbeit
Die große Veränderung erwartet Prof. Dr. Horst W. Opaschowski, wissenschaftlicher Leiter des BAT Freizeit-Forschungsinstituts, deshalb nicht in der Freizeit, sondern im Arbeitsleben, „das eine neue Qualität bekommt“. Während die Freizeitwerte bereits in den 80er Jahren auf hohem Niveau nur geringe Steigerungsraten aufweisen, nimmt das positive Lebensgefühl in der Arbeit rapide zu. Dies ergab die aktuelle Wiederholung einer Repräsentativbefragung des BAT Instituts aus dem Jahr 1981 bei 400 bzw. 600 Berufstätigen im Alter von 16 bis 59 Jahren.
So bietet die Arbeit heute mehr Chancen zur Selbstverwirklichung, zum persönlichen Vorwärtskommen, zur Durchsetzung eigener Ideen. Und auch die Möglichkeiten, in der Arbeit etwas zu leisten und sich Herausforderungen zu stellen, haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen.
Die Mehrheit der Berufstätigen erlebt sogar die Arbeit (59 Prozent) interessanter als die Freizeit (53 Prozent). Anfang der 80er Jahre war es noch umgekehrt. Das heißt, die Vielzahl attraktiver Freizeitangebote kann mit interessanten und sinnvollen Arbeitstätigkeiten nicht konkurrieren. Besonders erfreulich, gut ein Drittel der Befragten sind mit ihrer Arbeit schon heute „richtig glücklich“, was vor acht Jahren nur jeder zehnte Arbeitnehmer von sich behaupten wollte.
Jüngere Generation als Schrittmacher
Insbesondere die Einstellung der jüngeren Generation zur Arbeit läßt ahnen, wohin die berufliche Reise in die Zukunft geht. Die Gruppe der 20- bis 29-jährigen empfindet ihre Arbeit bereits befriedigender und erfüllter als die Generation der 50- bis 59-jährigen. Die neue Entwicklung: Geselligkeit und Spaß dürfen nicht zu kurz kommen. Die Jüngeren erwarten den gleichen Erlebniswert im Arbeitsleben, den ihnen die Freizeit bereits beschert. Die These „Erst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen“ ist out, sie stammt von der älteren Generation, die nur Arbeit kannte. Denn Lebensqualität hat die Arbeit dann, wenn auch Vergnügen dazu gehört. Wohlgemerkt, ohne geringere Leistungsbereitschaft.
Mit dieser Einstellung ist der weitere Weg nach Auffassung der Hamburger Freizeitforscher vorgezeichnet. Der Einfluß der Freizeit auf die Arbeit wird weiter wachsen und die beruflichen Ansprüche verändern. Selbst-aktiv-Sein, Spontaneität, soziale Kontakte werden auf die Arbeitswelt übertragen.
Das Pendant dazu, die Humanisierung des Arbeitsplatzes, schreitet ebenfalls fort. Das betrifft nicht nur Arbeitsformen und Mitarbeiterführung. Gestaltung und Stil, wesentliche Attribute des Freizeitlebens, beeinflussen auch die Arbeitsatmosphäre.
Qualitative Ausstattung des Arbeitsplatzes immer wichtiger
Es wächst eine neue Arbeitnehmer-Generation heran, die bei allem Fleiß auch fröhlich ist. Die für ihr Berufsleben auch Lebensfreude, Offenheit, Rücksicht und Toleranz fordert – allesamt Werte, die in der Freizeit dominieren. Umgekehrt werden auch am Arbeitsplatz verstärkt Eigenschaften erwartet wie Kreativität und soziale Kontaktfähigkeit. Materielle und qualitative Anreize werden sich zukünftig die Waage halten. Beides entscheidet über Arbeitszufriedenheit und
Leistungsmotivation . Dazu gehören Spaß, Geld, Sinn in der Arbeit, Zeit und Status.
Das Resumée von Prof. Opaschowski: „Keine Angst vor der Arbeit 2000. Sie wird anders empfunden und gelebt als heute. Ob im Zweireiher oder hemdsärmelig, im Büro und im Betrieb der Zukunft wird unverändert intensiv gearbeitet, dabei darf aber auch spontan reagiert, quer gedacht und fröhlich gelacht werden. Arbeit und Freizeit müssen in Zukunft kein Gegensatz, und Leistung und Vergnügen kein Widerspruch sein.“