GERMAN MUT STATT GERMAN ANGST: Breite Mehrheit fordert mehr Mut

Forschung aktuell, 300

8. Mai 2023

BREITE MEHRHEIT FORDERT MEHR MUT

Eine große Mehrheit der Bundesbürger ist sich einig: Die Herausforderungen der Zukunft lassen sich nur bewältigen, wenn die Gesellschaft bereit ist, alte Denkmuster zu hinterfragen und sich offen für mutige Veränderungen einzusetzen. Zu diesem Ergebnis kommt die neueste Publikation „German Mut statt German Angst“ der gemeinnützigen Stiftung für Zukunftsfragen, für die über 3.000 Personen ab 18 Jahren repräsentativ befragt wurden.

Hinsichtlich der großen Zustimmung zum gesellschaftlichen Mut zeigen sich zwischen den Geschlechtern – genauso wie beim Einkommen, Wohnort oder Bildungshintergrund – kaum Differenzen. Lediglich die jüngere Generation zeigt mit 80 Prozent überdurchschnitlliche Zustimmung. Entsprechend des eigenen Verhaltens wünschen und fordern sie dieses auch stärker von der Gesellschaft ein. Zudem betreffen und beeinflussen die zukünftigen Herausforderungen, z.B. in der Bildung (mehr Digitalisierung), Arbeit (bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie) oder beim Klimawandel (mehr Nachhaltigkeit) die jungen Menschen im besonderen Maße, weshalb sie sich für neue Wege und Denkweisen aussprechen.

 

 

„Durch zukünftige Herausforderungen werden die Bürger Veränderungen erleben und sich auf neue Verhältnisse einstellen müssen. Um diese nicht nur passiv über sich ergehen zu lassen, sondern sie aktiv mitzugestalten, wird der Mut als bedeutsame Eigenschaft gesehen. Gewohnte Sichtweisen neigen dazu, Bedenken in den Vordergrund zu stellen und Chancen zu negieren. Das stete Bedenken von möglichen Risiken, das zaudernde Abwarten, das vorsichtige Rückversichern bietet vordergründig das Bild von Sicherheit und Vernunft, umfasst aber eben auch fehlende Zuversicht, fehlendes Selbstvertrauen und fehlende Visionsfähigkeit und dieses wollen immer weniger Bürger“, so Professor Dr. Ulrich Reinhardt, der Autor des Buches.

 

WIE WIR MUTIGER WERDEN

Zweifellos gibt es keine einfache Antwort darauf, was notwendig ist, damit die deutsche Gesellschaft mutiger wird. Jedoch zeigen sich zahlreiche Maßnahmen und Möglichkeiten, die helfen können, den Mut innerhalb einer Gesellschaft zu fördern und das vorhandene Potenzial zu stärken.

1. Erziehung und Bildung: Beide gehören ohne Frage zu den wirksamsten Instrumenten zur Förderung von Mut. Schon früh können das Selbstbewusstsein und die soziale Intelligenz in Familien und Kindergärten gestärkt werden. Später sollte in der Schule kritisches Denken gefördert werden, um so die Perspektiven der Schüler zu erweitern und sie zu couragierten eigenverantwortlichen Projekten zu ermutigen. Universitäten und Hochschulen könnten zudem Mut als eine der Schlüsselkompetenzen in ihre Curricula aufnehmen.

2. Ermutigung zu offenem Dialog und Diskussion: Die Möglichkeit und die Förderung eines offenen Dialogs können dem Einzelnen helfen, seine Ängste und Sorgen mitzuteilen, diese zu überwinden, anderen Perspektiven, Denk- und Verhaltensweisen zu begegnen und eigene Vorurteile zu hinterfragen.

3. Förderung von Solidarität und gesellschaftlichem Engagement: Unterstützung und Anerkennung von gemeinnützigen Projekten, Ehrenamt und Freiwilligenarbeit, die Menschen dazu ermutigen, sich für die Gemeinschaft einzusetzen und andere zu unterstützen. Ein Schwerpunkt könnte hierbei auf der Ansprache von jungen Menschen liegen, denen man vermehrt Freiräume und Entscheidungsmöglichkeiten zur Verfügung stellt, um ihre Zukunft aktiv gestalten zu können.

4. Mehr Medienkompetenz und „good news“: Nur mit ausreichender Medienkompetenz ist man in der Lage, die erhaltenen Informationen und deren Entstehung einzuordnen und kritisch zu hinterfragen. Hierdurch reduziert sich des Weiteren die Angst vor der scheinbaren Manipulation durch die Medien. Darüber hinaus ist eine stärkere Sichtbarmachung von positiven Nachrichten zu empfehlen, um eine allgemeine zuversichtliche Grundhaltung zu stärken.

5. Förderung der politischen Partizipation: Die Ermutigung zur aktiven Gestaltung der Gesellschaft, sei es durch Wahlen, auf Online-Plattformen, in Bürgerforen, oder durch Mitgliedschaften in politischen Organisationen oder NGOs, kann dazu beitragen, die Eigenverantwortung des Einzelnen zu stärken und Gefühle der Hilflosigkeit und Ohnmacht abzubauen. Bürger müssen die Gewissheit haben, dass ihre Meinungen und Bedürfnisse Gehör finden und sie an Entscheidungen beteiligt werden.

6. Förderung von Unternehmertum und Innovation: Einrichtung von Förderprogrammen und Ressourcen, die Unternehmer und Innovatoren unterstützen, neue und mutige Ideen und Geschäftsmodelle zu entwickeln.

7. Schaffung von offenen Arbeitsbedingungen: Entwicklung von Programmen und Maßnahmen, die Unternehmen und Arbeitgeber ermutigen, attraktive und fördernde Entfaltungsmöglichkeiten für ihre Angestellten zu schaffen und diesen dadurch mehr Raum für mutige Ideen und selbstverantwortliches Arbeiten zu bieten.

8. Führungsrolle: Eine entschlossene, zuversichtliche und inspirierende Führung, sei sie politisch, wirtschaftlich, wissenschaftlich, gesellschaftlich oder medial, kann dazu beitragen, dass eine Gesellschaft mutiger handelt. Erforderlich hierfür sind eine offene Kommunikation, authentisches Auftreten und klare Formulierungen von Überzeugungen, Visionen und Zielen, die sowohl motivieren als auch nachvollzogen werden können.

9. Fehlerkultur: Förderung einer Kultur, die sich durch Offenheit, Lernorientierung, Verantwortung und Optimismus auszeichnet und Fehler nicht als Versagen sieht, sondern als wichtige Möglichkeit für Wachstum.

10. Positive Vorbilder: Vermehrte Auszeichnung von mutigen Menschen, Projekten, Konzepten, Ideen, um ihnen die gebührende Anerkennung zu geben und dem Wunsch der Bürger nach positiven Vorbildern nachzukommen.

 

Als abschließendes Fazit hält Reinhardt fest: „Die Realisierung eines jeden dieser Vorschläge erfordert Anstrengung, Verantwortungsbewusstsein und die Bereitschaft, Widerstände zu überwinden. Kurzum: Sie erfordert Mut“.

 

Befragungsinstitut GfK
Feldzeit: November 2022
2.000 befragte im Alter von 18-74 Jahren
Online

Qualitative Einzelinterviews und Fokusgruppen

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

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guels@zukunftsfragen.de

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