Social Media: Wo der Spaß aufhört und der Stress beginnt
Chart der Woche, 2023-KW14
6. April 2023
Ergebnis
Social Media hat sich zu einem festen Bestandteil des Lebens vieler Bundesbürger entwickelt.
Aktuell nutzen mehr als zwei Drittel der Bundesbürger Instagram, Facebook, Twitter und Co. wenigstens einmal pro Woche in ihrer Freizeit. Im 10-Jahresvergleich hat sich der Anteil dabei verdoppelt (2013: 34%).
Erwartungsgemäß sind jüngere Nutzer (unter 30 Jahre: 81%) dabei fast zweimal so häufig auf Social Media Plattformen vertreten, als wie ältere Bürger (über 65 Jahre: 43%).
Doch trotz dieser intensiven Nutzung bereitet lediglich jedem Dritten das Posten, Kommentieren und Liken derzeit viel Freude und nur jeder Vierte würde gerne mehr Zeit auf den Plattformen verbringen.
Gründe
Tag täglich benutzen die Bürger ihr Smartphone etwa 3,5 Stunden – wobei allein knapp 1,5 Stunden auf die Nutzung von Social Media Plattformen, wie Facebook, Instagram, Twitter, Snapchat und Co. entfallen. Diese sind gerade für die jüngere Generation äußerst ansprechend, bieten sie doch nahezu unzählige Möglichkeiten sich über jedes erdenkliche Thema zu informieren, mit Freunden oder Fremden in ständigem Austausch zu bleiben, das Leben von Stars und Influencern (live) mitzuverfolgen oder sich mit immer neu hochgeladenen Inhalten die Zeit zu vertreiben. Aktuell zählen besonders auch kurze Videos, wie „TikToks“, „Reels“ oder „Shorts“ zu beliebten Inhalten, die gerade von Jüngeren häufig konsumiert werden.
Trotz all dieser Möglichkeiten und Angebote hält sich der Spaß bei der Nutzung bei der großen Mehrheit dennoch in Grenzen. Ein Grund für die mangelnde Freude liegt in eben diesen unzähligen Informationen und Eindrücken. Das ständige Scrollen durch Beiträge erzeugt nicht selten Gefühle der Überforderung und des sozialen Drucks, was wiederrum zu Stress, Unzufriedenheit, Minderwertigkeitsgefühlen oder Unbehagen führen kann. Als ein weiterer Faktor ist der Mangel an authentischem Austausch zu nennen. Zwar bieten Social Media Plattformen die Möglichkeit, mit Anderen in Kontakt zu treten, allerdings bleiben diese Interaktionen oft oberflächlich. Viele fühlen sich auf sozialen Medien daher nicht in der Lage, ihre wahren Gefühle und Gedanken auszudrücken, fürchten sie nicht selten auf Unverständnis zu treffen oder teils wenig freundlich formulierte Kritik für hochgeladene Inhalte zu ernten.
Prognose
Auf der einen Seite spricht einiges für die weiterhin häufige Nutzung von Social Media Angeboten. Neben den bereits genannten Gründen ist zudem eine stärkere Integration von Virtual Reality und Augmented Reality wahrscheinlich, welche für ein immersiveres Erlebnis sorgt. Auch werden zukünftig – neben den bestehenden – noch zahlreiche neue Plattformen entstehen, die ihren Fokus auf einen inhaltlich bedeutungsvollen Austausch zwischen Nutzern legen und nicht nur auf die maximale Anzahl an Followern und Likes.
Gleichzeitig wird aber auch der Höhepunkt von Social Media irgendwann erreicht werden. Bereits gegenwärtig zeigt die geringe Zufriedenheit, der zunehmende Wunsch nach Digital Detoxing, die Tatsache, dass sich viele (zu) abhängig von Twitter, Instagramm und Co. fühlen, die steigende Sorge vor Mobbing, Fake News und Gewaltaufrufen oder auch die immer größer werden Freizeitwünsche nach Außerhausaktivitäten, nach Treffen mit Freunden in der realen Welt sowie mehr Spontanität und Authentizität, dass viele Bürger eigentlich lieber ihre freie Zeit anders verbringen möchten als online mit Social Media.