Was darf was kosten

Forschung aktuell, 305

15. August 2024

 

Welche Preise werden als angemessen empfunden?

Das Freizeitangebot wächst unaufhaltsam und damit verbunden auch die Möglichkeiten Geld auszugeben. Doch welche Preise erachten die Bundesbürger als angemessen? Was sind sie konkret bereit für bestimmte Dienstleistungen und Freizeitaktivitäten zu bezahlen?

Ein Kernergebnis: Die Bundesbürger sind sich der Inflation und den damit verbundenen steigenden Kosten bewusst und in allen Bereichen bereit mehr Geld auszugeben als noch vor zehn Jahren. Professor Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Studie: „Im Schnitt lag die Inflation in der letzten Dekade bei 2,2 Prozent jährlich, was eine Kostensteigerung von 22 Prozent insgesamt gleichkommt. Entsprechend nimmt die Bevölkerung das, was verlangt wird, meistens als angemessen hin.“

Jedoch zeigt sich gerade im Freizeitbereich ein zweigeteiltes Bild: Während die für angemessen erachteten Preise für z.B. Theater, Kino, Spaßbad oder Fitnessstudio nur begrenzt gestiegen sind, hat sich die Bereitschaft für Freizeitparks, Zoos, Museen oder auch gastronomische Angebote mehr zu zahlen deutlich erhöht.

Betrachtet man die verschiedenen soziodemografischen Merkmale, dann zeigt sich, dass in fast sämtlichen Bereichen vor allem Besserverdienende noch höhere Preise als angemessen empfinden. Wer viel Geld hat, kann mehr ausgeben und ist hierzu auch bereit. Für die Zukunft geht Reinhardt daher von einer zunehmenden Spaltung in der Freizeit in Besser- und Geringerverdienende aus. „Die Preise werden weiter steigen. Und während die einen diese Preissteigerungen problemlos hinnehmen können, fällt es anderen zunehmend schwerer. Entsprechend werden sich viele genau überlegen (müssen) wofür sie in der Freizeit ihr Geld ausgeben. Gleichzeitig wird es eine Renaissance von kostengünstigen Angeboten geben – wovon Vereine und Volkshochschulen profitieren können.“

 

 

 

 

 

Ausgewählte Bereiche unter der Lupe

 

Spaßbad (+7%)

  • Spaßbäder richten sich in erster Linie an Familien, die auf ihre Ausgaben achten. Auch konkurrieren sie mit vergleichbaren Freizeitangeboten wie Fitnessstudios, Wellnesscenter oder Freizeitparks, und haben daher nur moderat die Preise angepasst.

Theater (+12%)

  • Theaterbesucher sind oft preissensibel, da Theateraufführungen als kulturelle, aber nicht notwendige Freizeitaktivitäten gelten. Viele Theater werden durch staatliche Subventionen unterstützt, was es ihnen ermöglicht, die Eintrittspreise relativ stabil zu halten.

Fitnessstudio (+12%)

  • Fitnessstudios setzen auf langfristige Mitgliedschaftsverträge. Preisstabilität ist hier wichtig, um langfristige Kundenbindung sicherzustellen und Abwanderung zu vermeiden. Die starke Konkurrenz durch Discounter-Fitnessstudios und Online-Fitnessangebote hat den Preisdruck zudem erhöht.

Kino (+15%)

  • Streaming-Angebote sind für viele Bundesbürger eine Kinoalternative – entsprechend ist die Bereitschaft viel mehr Eintritt zu zahlen begrenzt.

Wochenendreise (+17%)

Jahrmärkte (+22%)

  • Für den Besuch auf dem Jahrmarkt greifen die Bundesbürger entsprechend der Inflation tiefer in die Tasche. Er findet oftmals nur jährlich statt und ist dann ein besonderes Highlight, wofür man bereit ist, etwas mehr auszugeben.

Zoo (+31%)

  • Erhöhte Betriebskosten auf der einen Seite und Investitionen in neue Gehege und zusätzliche Angebote auf der anderen Seite – beides sieht der Besucher und ist bereit deutlich mehr Geld als noch vor zehn Jahren auszugeben.

Gastronomie (+33%)

  • Restaurants waren stark von den steigenden Preisen für Lebensmittel und Personal betroffen. Zudem legen immer mehr Kunden Wert auf Qualität und ein besonderes gastronomisches Erlebnis, besonders zusammen mit anderen als Gemeinschaftsaktivität. Hierfür sind die Bürger dann auch bereit mehr zu zahlen.

Museum (+34%)

  • Viele Museen haben ihre Attraktivität erhöht und sind – neben Einheimischen – zunehmend auf Touristen ausgerichtet, die bereit sind höhere Eintrittspreise zu zahlen.

Freizeitparks (+39%)

  • Freizeitparks investieren ständig in neue Attraktionen und Shows. Besucher honorieren dieses mit höheren Ausgaben.

 

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
guels@zukunftsfragen.de

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