Was die Bundesbürger für 2021 erwarten – Knappe Mehrheit ist zuversichtlich

Zukunftserwartungen - Ausg. 01B

30. Dezember 2020

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2020 wird als das Jahr der weltweiten Corona-Pandemie in die Geschichtsbücher eingehen. Maskenpflicht und Abstandsregeln, Lockdown und Reisewarnungen, Kurzarbeit und Firmenpleiten, Ausgangsbeschränkungen und eingeschränkte Kontaktmöglichkeiten – all dies kennzeichnet die vergangenen Monate. Und ein Ende dieser Entwicklungen zeichnet sich nur sehr langsam ab.

Dennoch blickt eine knappe Mehrheit der Bundesbürger (51%) mit Zuversicht auf das Jahr 2021. Am hoffnungsvollsten zeigen sich hierbei die über 65-Jährigen (59%), wohingegen die mittleren Altersgruppen (36%) mehrheitlich sogar angstvoll auf die Entwicklung der kommenden 12 Monate schauen.

Bundesbürger erwarten Rezession

Am Ende des Jahres wird die Arbeitslosenquote in Deutschland bei knapp 6 Prozent liegen und damit rund ein Prozentpunkt höher als im Rekordjahr 2019. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Quote 2015 bei 6,4 Prozent, 2010 bei 7,7 Prozent und 2005 sogar bei 11,7 Prozent lag. Das Bruttoinlandsprodukt wird zwar rund 6 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen, trotzdem aber das vierthöchste in der Geschichte der Bundesrepublik sein. Für 2022 wird ein Anstieg des BIP um 5 Prozent erwartet, was zum zweithöchsten Wert, der jemals erreicht wurde, führen würde.

Trotz all dieser Fakten blicken mehr als drei von vier Bürgern (77%) mit Sorge auf die wirtschaftliche Entwicklung 2021. Insbesondere Frauen und 40-59-Jährige (jeweils 82%) zeigen sich pessimistisch.

Europa verharrt am Scheideweg

Seit Jahren spaltet die Frage „Mehr oder weniger Europa?“ die Bevölkerung. Aktuell hofft rund ein Drittel (32%) darauf, dass Europa weiter zusammenwächst, um so Herausforderungen wie den Klimawandel, Migration, wirtschaftliche Entwicklung, innere und äußere Sicherheit, die Spaltung der Gesellschaft oder die Beibehaltung des Lebensstandards und der Lebensqualität gemeinsam angehen zu können. Demgegenüber bleibt der Anteil der Europaskeptiker hoch. Insbesondere ältere Bundesbürger (60+ Jahre: 73%) sehen den Brexit nur als Anfang und erwarten ein auseinanderdriftendes Europa.

Politkervertrauen bleibt gering

In Krisenzeiten wächst normalerweise das Vertrauen in die politischen Vertreter. So verzeichnete George Bush nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 seine höchsten Zustimmungswerte, Gerhard Schröders medienwirksames Krisenmanagement bei der Hochwasserflut sicherten seine Wiederwahl 2002 und auch Angela Merkel steigerte dank ihrer Reaktion auf die Katastrophe in Fukushima ihre Popularitätswerte.

Obwohl aktuell die Zustimmung für die verordneten Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie hoch ist, erwarten 77 Prozent der Bundesbürger für 2021 eine abnehmende Zustimmung für die gewählten Volksvertreter. Noch immer fühlen sich viele Bürger nicht verstanden oder abgeholt, haben das Gefühl, es gehe den Politikern mehr um die eigene Inszenierung als um die konstruktive Lösung von Problemen. In der Konsequenz wenden sie sich enttäuscht oder frustriert ab, reagieren mit Gleichgültigkeit und Resignation oder machen ihrer Wut außerhalb von Wahlen bei Demonstrationen Luft.

Kontaktbeschränkungen zeigen (negative) Auswirkungen

Je mehr das Vertrauen in Politik und Wirtschaft in den letzten Jahren sank, desto näher rückten die Menschen wieder zusammen. Aktuell wirken sich jedoch die eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten zur Familie, den Freunden und Nachbarn negativ auf das gesamtgesellschaftliche Miteinander aus. Knapp zwei Drittel erwarten daher ein zunehmendes Auseinanderdriften der Menschen in Deutschland.

Jahresvergleich 2015 und 2020

  • Zukunftsangst vs. Zukunftshoffnung: Im 5-Jahres-Vergleich ist die Zukunftshoffnung um sieben Prozentpunkte gestiegen, wobei sich 2015 insbesondere die ältere Generation skeptisch geäußert hat (55+ Jahre: 36%).
  • Rezession vs. wirtschaftlicher Aufschwung: Der Glaube an einen wirtschaftlichen Aufschwung ist – trotz der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie – im Vergleich zu 2015 um drei Prozentpunkte gestiegen.
  • Mehr Europa vs. weniger Europa: Auch wenn die Werte niedrig bleiben, zeichnet sich eine leicht positive Entwicklung in Richtung mehr Akzeptanz für Europa in Deutschland ab.
  • Politikervertrauen vs. Politikerverdrossenheit: Das Vertrauen in Politiker erfährt zehn Prozentpunkte mehr Zustimmung als vor fünf Jahren. Ob dies auf die aktuellen Krisensituation zurückzuführen ist oder aber eine nachhaltige Kehrtwende erreicht wurde, bleibt allerdings abzuwarten.
  • Zusammenhalt der Bürger vs. Egoismus in der Bevölkerung: Der einzige Wert, der sich im Vergleich zu 2015 negativ entwickelt hat, ist der Glaube an den Zusammenhalt der Bürger. In allen Bevölkerungsgruppen nimmt die Sorge vor mehr sozialer und menschlicher Kälte zu.

Ausblick

Die Corona-Pandemie hat Deutschland fest im Griff und führt zu einer großen Unsicherheit mit zahlreichen offenen Fragen. Wie lange werden die derzeitigen Einschränkungen noch Bestand haben? Sind der eigene Arbeitsplatz und das Einkommen sicher?  Wann werden breite Teile der Bevölkerung geimpft sein und wie verlässlich sind die Wirkstoffe? Kann den Politikern, Wissenschaftlern und Medienvertretern getraut werden? Wird das Leben irgendwann wieder so wie vor dem Ausbruch sein?

Auch wenn verlässliche Antworten auf diese Fragen derzeit nicht möglich sind, ist eins schon jetzt sicher: Es wird ein Leben nach Corona geben. Die Bürger werden einander wieder sehen und sich treffen können. Kinos, Theater und Restaurants werden ihre Türen wieder öffnen, Hotels werden Urlauber willkommen heißen, Schüler wieder ohne Maske Unterricht haben und Arbeitnehmer wieder in die Betriebe fahren. Einzig die Frage nach dem Wann bleibt offen.

Zudem sollte nicht vergessen werden, dass Krisen – bei allen negativen und tragischen Auswirkungen – auch positive Entwicklungen nach sich ziehen können. So hat z.B. die Spanische Grippe zu einer allgemeinen Krankenversicherung, intensiveren Zusammenarbeit zwischen den Ländern, Wohlfahrtorganisationen und einer Weiterentwicklung der Wissenschaft geführt, so dass die Welt in den „goldenen Zwanzigern“ eine florierende Wirtschaft erlebte. Es ist daher an der Zeit, den Blick auch nach vorne zu richten und zu fragen: Was kann jeder Einzelne in diesen Krisenzeiten leisten, um die Zukunft positiv für alle zu gestalten? Dies umfasst sowohl das eigene Verhalten und die Zurückstellung von eigenen Bedürfnissen als auch allgemein mehr Vertrauen und Zuversicht zu zeigen.

Ihre Ansprechpartnerin

Ayaan Güls
Pressesprecherin

Tel. 040/4151-2264
Fax 040/4151-2091
guels@zukunftsfragen.de

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