Wieso uns Sicherheit wichtiger ist als Privatsphäre
Chart der Woche, 2024-KW30
25. Juli 2024
Ergebnis
„Ohne Sicherheit ist alles andere nichts“, so drückte Bundeskanzler Olaf Scholz es dieses Jahr auf der Münchener Sicherheitskonferenz aus. Und in der Tat beschreibt dieses recht genau die Stimmung in Deutschland. Aktuell ist fast zwei Dritteln der Bevölkerung die eigene Sicherheit wichtiger als die persönliche Privatsphäre. Vor gut zehn Jahren vertrat nicht einmal jede Zweite diese Auffassung. Mit dem Alter steigt dabei das Bedürfnis nach Sicherheit: So verspüren fast drei Viertel der Ruheständler ein stärkeres Bedürfnis nach Stabilität und Schutz.
Gründe
Angriffskrieg in der Ukraine, militärischen Konflikt im Gazastreifen, dazu die Sorge vor Terroranschläge, Cyberkriminalität oder eine zunehmende politische Instabilität weltweit – all diese Faktoren haben das Sicherheitsbedürfnis vieler Bürger verstärkt. Unterstützt wird dieses von der unmittelbaren Verbreitung von Informationen, Berichterstattungen und Nachrichten über klassische oder soziale Medien. Zudem haben technologische Möglichkeiten und die zunehmende Überwachung zu einer veränderten Wahrnehmung geführt: Maßnahmen, die früher als Eingriff in die Privatsphäre betrachtet wurden, gelten heute oftmals als notwendig für den Schutz der Allgemeinheit. Ein Beispiel hierfür ist die Akzeptanz von Videoüberwachung: Ob auf Flughäfen oder in Bahnhöfen, in Fußballstadien, Tankstellen, Geschäften, Gewerbe- oder Vergnügungsvierteln, an Bankautomaten sowieso – überall werden Kameras für die lückenlose Überwachung akzeptiert.
Prognose
London gilt als die westliche Stadt mit den meisten Sicherheitskameras –durchschnittlich etwa 300-mal wird jeder Bürger der britischen Hauptstadt täglich erfasst. Noch hingt Deutschland dieser Entwicklung hinterher. Zwar sind die Bedenken bzgl. Datenschutz und persönlicher Freiheit groß, jedoch wiegt die Angst vor Terrorismus, Kriminalität und Unsicherheit höher. Immer mehr Menschen sind bereit, persönliche Freiheiten zugunsten größerer Sicherheitsmaßnahmen einzuschränken. Wichtig wird es dabei sein, die Debatte über die Verhältnismäßigkeit und Notwendigkeit solcher Maßnahmen intensiv zu führen, um sicherzustellen, dass Sicherheitsinteressen nicht auf Kosten der Grundrechte der Bürger durchgesetzt werden.