Sind Mehrfachreisen die neue Normalität?
Chart der Woche, 2025-KW10
6. März 2025
Ergebnis
Vor zehn Jahren unternahm jeder fünfte Bürger (2014: 19 %) mehr als eine Urlaubsreise. Im letzten Jahr waren es mehr als doppelt so viele. Fast jeder vierte (23 %) verreiste zweimal, mehr als jeder zehnte dreimal (11 %), und jeder zwölfte noch häufiger (7 %). Mit steigendem Einkommen nahm auch die Reisehäufigkeit zu: Der Anteil der Mehrfachreisenden war bei Besserverdienenden mehr als dreimal so hoch wie bei Geringverdienenden.
Gründe
Die Zunahme von Mehrfachreisen spiegelt nicht nur eine wachsende Reiselust wider, sondern auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen, die dieses Verhalten begünstigen. Urlaub wird zunehmend als essenzieller Bestandteil der Lebensqualität angesehen. Gleichzeitig werden Reisen verstärkt als Statussymbol wahrgenommen. Häufigeres Verreisen signalisiert nicht nur Wohlstand, sondern auch Offenheit und kulturelles Interesse. Dieser gesellschaftliche Druck kann dazu führen, dass mehrere Reisen pro Jahr unternommen werden – selbst wenn dies mit finanziellen oder organisatorischen Herausforderungen verbunden ist.
Besonders deutlich zeigt sich beim Thema Mehrfachreisen der Zusammenhang zwischen Einkommen und Reisehäufigkeit. Die Unterschiede zwischen Besser- und Geringverdienenden lassen sich durch unterschiedliche finanzielle Spielräume erklären.
Ein weiterer Grund für die hohe Anzahl von Mehrfachreisen ist das wachsende Angebot. Die zunehmende Vielfalt und Spezialisierung von Reisezielen (von Städtereisen bis hin zu Natururlauben), Reisearten (von Kreuzfahrten bis Campingurlauben), Zielgruppen (von LGBTQ+ bis hin zu Familien mit besonderen Bedürfnissen) sowie Anbietern (von Extremexpeditionen bis zu Medical-Wellness-Trips) spricht unterschiedliche Interessen an und schafft Anreize für breite Bevölkerungsgruppen.
Prognose
Die Entwicklung hin zu häufigeren Urlaubsreisen wird sich in den kommenden Jahren grundsätzlich fortsetzen. Weitere Zuwächse sind insbesondere bei Besserverdienenden zu erwarten, da diese Gruppe weiterhin über die finanziellen Mittel verfügt, auch steigende Kosten auszugleichen. Haushalte mit geringerem Einkommen werden hingegen meist – wenn überhaupt – bei einer Urlaubsreise bleiben, da Inflation und höhere Lebenshaltungskosten den Spielraum für zusätzliche Reisen verringern.
Die wachsende Zahl älterer Reisender wird den Markt für Mehrfachurlaube prägen. Viele Senioren haben sowohl die nötige Zeit als auch die finanziellen Mittel, um häufiger zu verreisen, und werden daher eine zentrale Zielgruppe für Anbieter bleiben.
Langfristig wird sich zeigen, ob der Wunsch nach häufigerem Reisen mit globalen Herausforderungen vereinbar bleibt. Klimawandel, geopolitische Unsicherheiten, Pandemien oder wirtschaftliche Krisen können den Tourismussektor jederzeit beeinflussen (wie beispielsweise 2020/2021 durch die Corona-Pandemie). Dennoch bleibt die Reiselust ein fester Bestandteil im Leben der Bürger – und entsprechend wird sich der Tourismus stets an veränderte Rahmenbedingungen anpassen.